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Hirntumoren Blutstammzellen im Glioblastom nachgewiesen

Autor: Dr. Judith Besseling

Für die Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler sogenannte Tumor-Organoide. Für die Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler sogenannte Tumor-Organoide. © K. Stratmann und C. Dobersalske
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Glioblastome gehören zu den besonders aggressiven Hirntumoren. Selbst mit den bestmöglichen Therapieverfahren ist eine langfristige Kon­trolle der Erkrankung meist nicht möglich. Auch die Immuntherapie ist in diesem Fall erfolglos. Die Gründe dafür sind bisher nicht eindeutig erforscht.

Ein Team um Dr. Igor Cima und Professor Dr. Björn Scheffler von der Universität Duisburg-Essen verglich nun Proben von Glioblastomen mit gesundem Hirngewebe, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis: Alle „bösartigen“ Proben wiesen Blutstammzellen und Vorläuferzellen des blutbildenden Systems auf. Normalerweise sind diese bekanntlich im Knochenmark zu finden. In den Proben der Probanden waren die Zelltypen nicht nachweisbar.

Überlebensdauer sinkt mit Zahl der Stammzellen

Die Anzahl der Blutstammzellen war zudem mit der Gesamt­überlebensdauer der Betroffenen assoziiert. Je mehr dieser Zellen im Tumorgewebe zu finden waren, umso mehr immunsuppressive Botenstoffe wurden ausgeschüttet und immunsuppressive Marker gebildet. Das Überleben wurde dementsprechend kürzer.

Bekannt ist, dass Blutstammzellen etwa bei Leukämien zu immunsuppressiven Zelltypen ausreifen, da sie vom Tumor entsprechend programmiert werden. Dr. Cima vermutet ein ähnliches Prinzip beim Glio­blastoms. „Wir sehen nun erstmals die Möglichkeit, im Rahmen weiterer Forschungsvorhaben modulierend in den Differenzierungsprozess der gliomassoziierten Blutstammzellen einzugreifen und auf diese Weise die tumorbedingte Immunblockade zu umgehen.“ So soll eine Wirksamkeit der Immuntherapie beim Glioblastom erzielt werden.

Quelle: Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung Lu IN et al. Nat Commun 2021; 12: 3895; DOI: 10.1038/s41467-021-23995-z