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Chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD-Patienten in den Mund geschaut

Autor: Manuela Arand

Eine schwerere COPD scheint mit einer schlechteren Zahnhygiene einherzugehen - ob ein kausaler Zusammenhang besteht, ist noch offen. Eine schwerere COPD scheint mit einer schlechteren Zahnhygiene einherzugehen - ob ein kausaler Zusammenhang besteht, ist noch offen. © Andriy Bezuglov – stock.adobe.com
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COPD-Patienten sollten regelmäßig Zähne und Zahnfleisch checken lassen. Denn deren Status korreliert oft mit dem Schweregrad der pulmonalen Erkrankung. Ob bessere Mundhygiene der Lunge aber thera­peutisch nutzt, bleibt zu klären.

Ein bevölkerungsbasierter Survey aus Südkorea mit Daten von fast 32.000 COPD-Patienten zeigte, dass es um deren Zahngesundheit häufig schlecht bestellt ist. Je schwerer die COPD war, desto weniger eigene Zähne, desto mehr Füllungen und Zahnersatz hatten die Kranken. Außerdem korrelierte die Ausprägung der Peridontitis mit dem Ausmaß der Atemflusslimitation

Die Frage, ob zwischen COPD und Peridontitis ein kausaler Zusammenhang besteht oder ob es sich um ein Epiphänomen handelt, beantwortet diese epidemiologische Studie natürlich ebenso wenig wie die nach möglichen Mechanismen, kommentierte Prof. Dr. Claus ­Vogelmeier, Klinik für Pneumologie der Universität Marburg, im Gespräch mit Medical Tribune. 

Pulmonales Mikrobiom bei COPD verändert

Kausalität erscheint zumindest möglich, etwa durch inflammatorische Prozesse am Zahnfleisch, die sich sys­temisch ausbreiten und dann auch die Lunge in Mitleidenschaft ziehen. Eine andere, aktuell viel diskutierte Möglichkeit ist, dass ein pathologisch verändertes orales Mikrobiom die Lungenflora beeinflusst. Schon vor einigen Jahren konnte man nachweisen, dass sich COPD-Patienten hinsichtlich ihres pulmonalen Mikrobioms sowohl von Gesunden als auch von Patienten mit anderen Lungenerkrankungen unterscheiden. Natürlich kommen weitere Bindeglieder in Betracht, darunter ein schlechter sozioökonomischer Status, der überzufällig häufig sowohl mit COPD als auch mit schlechtem Zahnstatus einhergeht. Nicht zuletzt zieht Rauchen neben der Lunge auch das Zahnfleisch in Mit­leidenschaft.

Regelmäßige zahnärztliche Kontrolle ratsam

Welche Konsequenzen lassen sich aus der koreanischen Studie für die Praxis ziehen? Es spricht sicher nichts dagegen, die Patienten zum Zahnarzt zu schicken und zu guter Mundhygiene anzuhalten. Dies ist eine einfache, kostengünstige und auf jeden Fall nützliche Maßnahme, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Zahnstatus und COPD nicht kausal verknüpft sind.

„Mir würde allein die theoretische Möglichkeit ausreichen, dass sich eine ­bessere Zahngesundheit günstig auf die COPD auswirkt“, meinte Prof. ­Vogelmeier. Seiner Ansicht nach lohnt es sich auf jeden Fall, diese Zusammenhänge genauer zu erforschen. Ein intensiver Blick auf das Mikrobiom wäre der nächste sinnvolle Schritt. „Wenn man dann sieht – was ich erwarte –, dass COPD-Patienten mit schlechter Zahngesundheit ein anderes Mikrobiom in Mund und Lunge aufweisen als die mit guten Zähnen, wäre das ein starker Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang“, so Prof. Vogelmeier.

Quelle: American Thoracic Society (ATS) Annual Meeting 2023