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Demenzen Darmbakterien verraten Alzheimer

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Darmbakterien haben überall ihre Finger im Spiel. Auch bei der Alzheimer-Demenz. Darmbakterien haben überall ihre Finger im Spiel. Auch bei der Alzheimer-Demenz. © pikovit – stock.adobe.com
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Darmbakterien mischen bei vielen Erkrankungen mit. Jetzt haben Tübinger Forscher sogar einen Zusammenhang des Mikrobioms mit der Alzheimer-Demenz entdeckt. Eröffnen sich dadurch neue Behandlungsmöglichkeiten der Demenz?

Die Darmflora spielt offenbar auch beim Morbus Alzheimer eine wichtige Rolle. Betroffene Patienten lassen sich anhand ihres intestinalen Mikrobioms identifizieren. Möglicherweise eröffnet die Kenntnis der bakteriellen Besonderheiten sogar die Chance auf eine erfolgreiche Therapie der Alzheimer-Demenz, so die Einschätzung der Autoren einer Tübinger Kohortenstudie. Darin wurde das Mikrobiom von 75 älteren Amyloid-positiven Alzheimerpatienten mit dem von 100 kognitiv gesunden Kontrollen verglichen. Zum Nachweis der Amyloid-Akkumulation diente eine entsprechende Liquordiagnostik. Die genetische Analyse erfolgte mit der sogenannten Schrotschuss-Sequenzierung (Shotgun Metagenomics), die eine Analyse langer DNA-Stränge ermöglicht. Neben den verschiedenen Bakteriengattungen erfasste das Forscherteam um Prof. Dr. Christoph Laske vom Universitätsklinikum Tübingen auch die funktionelle Aktivität der Mikroben. 

Direkter Einfluss auf Amyloidbildung

Zur Pathogenese vermuten die Studienautoren, dass das intestinale Mikrobiom die Amyloidpathologie und Neuroinflammation im Gehirn direkt beeinflusst. Gestützt wird diese Hypothese durch präklinische Daten, nach denen keimfrei aufgezogene Alzheimermäuse weniger zerebrale Amyloidplaques entwickeln als Tiere mit normalem intestinalem Mikrobiom. Die Wirkung der Bakterien wird möglicherweise über bakteriell produzierte Lipopolysaccharide und kurzkettige Fettsäuren vermittelt.

Diese Zusammenhänge sprechen dafür, dass die Beeinflussung der Darmflora einen wichtigen Ansatz zur Prävention und Therapie der Alzheimerdemenz darstellen könnte. Tatsächlich wurde für die zwölfwöchige Anwendung eines Probiotika-Cocktails ein günstiger Effekt auf die Geistesleistung betroffener Patienten gezeigt. Allerdings hat eine Metaanalyse den Erfolg der Supplementierung nicht bestätigt.

Quelle: Laske C et al. Front Neurosci 2022; DOI: 10.3389/fnins.2022.792996