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Preci­sion Medicine in Diabetes Initiative (PMDI) Diabetes präzise therapieren: Was ist Konsens?

Autor: Redaktion diabetes zeitung

Am Bericht haben Forschende aus 28 Ländern gearbeitet. Am Bericht haben Forschende aus 28 Ländern gearbeitet. © hobbitfoot – stock.adobe.com
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Wie kann die Präzisionsmedizin beim Diabetes unmittelbar oder kurzfristig in die klinische Praxis integriert werden? Wo gibt es Wissenslücken, die noch geschlossen werden müssen? Der aktuelle Stand wird abgebildet im zweiten Konsensbericht zur Präzisionsmedizin in der Diabetesprävention und -therapie, erstellt von einem internationalen Wissenschaftlerteam mit deutscher Beteiligung.

Diabetes ist mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Erst im September dieses Jahres wurde dieser Zusammenhang anhand einer Auswertung der Daten von mehr als 1,5 Millionen Menschen erneut bestätigt. Dabei wurde festgestellt, dass z.B. ein 50-jähriger Mensch durchschnittlich 14 Jahre weniger Lebenszeit hat, wenn ein Typ-2-Diabetes im Alter von 30 Jahren diagnostiziert wurde. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede bei diesen Zusammenhängen. Genau diese verschiedenen Ausprägungen haben internationale Wissenschaftler*innen im Rahmen des „Second international consensus report on gaps and opportunities for the clinical translation of precision diabetes medicine“ der Preci­sion Medicine in Diabetes Initiative (PMDI) untersucht und an maßgeschneiderten Ansätzen gearbeitet. 

Beitrag aus Deutschland: Wege zur Präzisionsdiagnostik 

Unter der Leitung von ADA und EASD haben 200 Forschende aus 28 Ländern an diesem Konsensbericht gearbeitet. Aus Deutschland nahmen teil: Professor Dr. Norbert Stefan vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen und Professor Dr. Robert Wagner, Dr. Katsiaryna Prystupa und Dr. Martin Schön vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf. Alle Vier gehören auch dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) an. Sie erarbeiteten vor allem Wege zur Präzisionsdiagnostik des Typ-2-Diabetes. Diese werden auch detailliert in einer von 15 Zusatzpublikationen im Wissenschaftsjournal „Communications Medicine“ veröffentlicht.

Marker finden und den Fokus auf die Ursachen legen

Was sagen zwei der deutschen Experten zu ihrem Beitrag zum Konsensbericht? Prof. Dr. Norbert Stefan, der sich seit Langem mit der Risikoeinschätzung von Typ-2-Diabetes und den Ursachen dieser Erkrankung, insbesondere der Fettverteilung und der Fettlebererkrankung, beschäftigt, betont: „Ähnlich wie in der Krebsmedizin haben wir auch bei der Erforschung des Diabetes Betroffene identifiziert, bei denen die etablierten Präventions- und Therapieoptionen nicht ausreichen, um die Erkrankung gut zu behandeln. Jetzt gilt es, Marker und maßgeschneiderte Behandlungen zu finden, welche schnell im klinischen Alltag eingesetzt werden können.“

Prof. Dr. Robert Wagner hat in einer viel beachteten Studie Subgruppen von Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko und den damit verbundenen Folgeerkrankungen identifiziert und sagt: „Es ist wichtig, dass wir uns bei der Risikoabschätzung des Diabetes und seiner Komplikationen mehr auf die verschiedenen Ursachen fokussieren, die den jeweiligen Subgruppen hauptsächlich zugrunde liegen und bereits Jahre vor dem Auftreten des Diabetes den Stoffwechsel ungünstig beeinflussen. Unterschiedliche Maße von Insulinproduktion, Insulinwirkung und genetischem Risiko, aber auch das Alter der Diabetesmanifestation sollten in Zukunft stärker berücksichtigt werden.“

Literatur:
Tobias DK et al. Nat Med 2023; doi: 10.1038/s41591-023-02502-5