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Hyperbare Sauerstofftherapie Diabetischen Fuß eintüten

Autor: Birgit Maronde

Erster Schritt in der Therapie diabetischer Fußulzera ist das Débridement. Erster Schritt in der Therapie diabetischer Fußulzera ist das Débridement. © kirov1969 – stock.adobe.com
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Die zyklische topische hyperbare Sauerstofftherapie beim diabetischen Fuß wird mittlerweile als evidenzbasiert betrachtet. Ein entsprechendes Gerät ist allerdings noch nicht auf dem deutschen Markt verfügbar. 

Dass die hyperbare Sauerstoff­therapie bei diabetischen Fußulzera wirksam ist, war lange umstritten – zu unterschiedlich fielen die Ergebnisse in entsprechenden Studien aus, erklärte Prof. Dr. ­Maximilian ­Spraul von der Diabetesschwerpunktpraxis Rheine. 2020 erschien dann eine randomisierte Doppelblindstudie zum Stellenwert der häuslichen zyklischen Druck-Sauerstofftherapie mit 10–50 mbar. Diabetiker mit bis dahin therapierefraktären Fußulzera bekamen zusätzlich zur optimalen Standardbehandlung fünfmal pro Woche 90 Minuten lang lokal hyperbaren Sauerstoff oder Luft appliziert. Fuß und Unterschenkel steckten dafür jeweils in einer Art Plastiktüte. Die Analyse der Daten von 73 Patienten zeigte, dass nach zwölf Wochen 41,7 % der Ulzera in der Verumgruppe abgeheilt waren. Im Placeboarm war dies dagegen nur zu 13,5 % der Fall. Nach zwölf Monaten lagen die Abheilungsraten bei 56 % versus 27 %.  

Ein Jahr später folgte eine randomisierte kontrollierte Studie mit 145 Patienten im offenen Design. Ver­glichen wurde die Standardtherapie bei diabetischen Fußulzera (u.a. Débridement, Entlastung per Total Contact Casting, geeignete Wundauflagen) mit und ohne kontinuierliche topische Sauerstofftherapie. Unter der zusätzlichen O2-Applikation heilten innerhalb von zwölf Wochen 44,4 % der Ulzera ab, unter alleiniger Standardtherapie nur 28,1 %. Die Wundflächen verringerten sich im Mittel um 70 % versus 40 %

Review zur Evidenzbasis dreier Therapievarianten

Im letzten Jahr erschien dann eine retrospektive Arbeit, in der die Daten von 70 Verumpatienten und 70 nach dem Propensity Score gematchten Kontrollpatienten mit Fußulzera ausgewertet wurden. Im Fokus des Interesses stand dabei der Einfluss einer zyklischen topischen Wundsauerstofftherapie auf Klinik­aufenthalte und Amputationen. Von den Verumpatienten mussten 7,1 % innerhalb von 360 Tagen ins Krankenhaus, 8,6 % wurden amputiert. In der Gruppe mit alleiniger Standardbehandlung lagen diese Quoten bei 40,0 % und 31,4 %. 

In einem Review von 2022 wird u.a. die Evidenzbasis von drei Varianten der lokalen Sauerstofftherapie bei diabetischen Fußulzera vorgestellt.

  • Zur kontinuierlichen O2-Applikation mit niedrigem konstanten Druck (22 mmHg) hat man nur retrospektive Datenbankstudien, Fallserien und Tierstudien.
  • Für die kontinuierliche Sauerstoffapplikation mit 3–15 ml/h ist eine verbesserte Heilung von Ulzera in drei RCT beschrieben. Zudem gibt es positive Kohorten- und Fallstudien. 
  • Die zyklische hyperbare Sauerstofftherapie mit 10-50 mbar kann mit placebokontrollierten RCT aufwarten, die für eine verbesserte Heilungsrate nach zwölf Wochen bzw. zwölf Monaten sprechen. Außerdem gibt es multiple prospektive Studien und Real-World-Daten.

Im Mai steht ein großer Fußkongress in den Niederlanden an, bei dem u.a. aktualisierte Leitlinien zum diabetischen Fuß vorgestellt werden. Was in puncto Sauerstofftherapie erwartet werden darf, hat einer der Autoren bereits im o.g. ­Review verraten, meinte Prof. Spraul. Er bedauerte, dass das Gerät zur zyklischen hyperbaren Sauerstoff­therapie hierzulande noch nicht zur Verfügung steht.

Quelle: 18. Diabetologie-Update-Seminar