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Brustkrebs-Screening Die bessere Mammografie?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Hinsichtlich der Zahl entdeckter invasiver Mammakarzinome erwies sich das neue Verfahren als überlegen. (Agenturfoto) Hinsichtlich der Zahl entdeckter invasiver Mammakarzinome erwies sich das neue Verfahren als überlegen. (Agenturfoto) © Valerii- stock-adobe.com
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Die digitale Tomosynthese plus der Rekonstruktion eines zweidimensionalen Bildes der Brust verbessern die Nachweisraten bei invasiven Brusttumoren erheblich. Ob die neue Methode für das Routinescreeing taugt, ist derzeit allerdings vollkommen offen.

Seit 2009 haben alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren in Deutschland Anspruch auf eine Untersuchung zur Brustkrebs-Früherkennung. Bislang erfolgt das Screening mittels digitaler 2D-Mammografie. Nachteilig bei diesem Verfahren ist allerdings die Überlagerung von Gewebestrukturen, die den Nachweis von Tumorherden erschwert. Die digitale Brust-Tomosynthese (DBT) löst dieses Problem: Mittels Röntgenstrahlen angefertigte Schichtaufnahmen werden zu einem pseudo-dreidimensionalen Bild der Brust zusammengesetzt. So lässt sich das Drüsengewebe besser beurteilen. Zusätzlich wird aus den Schichtaufnahmen ein der konventionellen Mammografie entsprechendes, synthetisches Bild rekonstruiert (s2D).

Anhand von Daten aus der multizentrischen „­ToSyMa“-Studie verglich eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. ­Walter ­Heindel vom Institut für Klinische Radiologie am Universitätsklinikum ­Münster das neue Diagnostikverfahren mit dem Screeningstandard. Im Rahmen der Studie hatten 49.830 Frauen im Screening-Alter die etablierte 2D-Mammografie erhalten, weitere 49.804 waren mittels Tomosynthese und daraus rekonstruierter s2D-Mammografie untersucht worden.

Hinsichtlich der Zahl entdeckter invasiver Mammakarzinome erwies sich das neue Verfahren als überlegen: Die Nachweisrate bei der Tomosynthese betrug 7,1 pro 1.000 Frauen, bei der klassischen Mammografie waren es 4,8 Fälle. Die Wahrscheinlichkeit, einen invasiven Tumor aufzuspüren, lag demnach um 48 % höher, wenn die neue Methode zum Einsatz kam. Ob die höhere Nachweisrate in einen Prognosevorteil mündet, muss die weitere Nachbeobachtung zeigen.

Ob und wann die Tomosynthese die 2D-Mammografie als Screeningmethode ersetzen kann, ist nach Einschätzung von Prof. Dr. ­Nehmat ­Houssami von der Faktultät für Medizin und Gesundheit der Universität ­Sydney allerdings derzeit noch vollkommen unklar. Vor dem Wechsel zur deutlich ressourcen- und zeitaufwendigeren Tomo­synthese müsse unter anderem geklärt werden, welche Belastungen durch falsch-positive Resultate oder Überdiagnosen entstehen, so Prof. Houssami in einem Kommentar zur Studie.

Quellen: 1.    Heindel W et al. Lancet Oncol 2022; 23: 601-611;  DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00194-2 / 2.    Houssami N. Lancet Oncol 2022; 23: 554-555;  DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00215-7