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Clusterkopfschmerz Die Pein in Kopf und Seele lindern

Autor: Maria Weiß

Die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Daher ist schon allein die Angst vor der nächsten Attacke ein enormer Stressfaktor. (Agenturfoto) Die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Daher ist schon allein die Angst vor der nächsten Attacke ein enormer Stressfaktor. (Agenturfoto) © iStock/AntonioGuillem
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Ein Clusterkopfschmerz schlägt den meisten Patienten ganz schön aufs Gemüt. Neben einer suffizienten Schmerztherapie können psychotherapeutische Angebote bei der Krankheitsbewältigung helfen.

Eine Psychotherapie bei Clusterkopfschmerz ist in der Regel dann sinnvoll, wenn ein hoher Leidensdruck, viel Stress bei unzureichender Stressbewältigung und ausgeprägte Funktionseinschränkungen bestehen. So sieht es Diplom-Psychologin Anna-Lena Guth vom Kopfschmerz-Zentrum Frankfurt. Ungünstige Denk- und Verhaltensmuster im Umgang mit der Erkrankung können ebenfalls Anlass geben, den Psychologen oder Psychotherapeuten mit an Bord zu holen. Hierzu gehören z.B:

  • schmerzbezogene Ängste und Vermeidung
  • selbstverletzendes und selbstschädigendes Verhalten; auch bei Cluster sehr häufig anzutreffende Suizidideen und psychiatrische Komorbiditäten (Depression, Angststörung) können eine Indikation sein
  • reduzierte Krankheitsakzeptanz

Die psychotherapeutischen Ansätze sollten auf die im Vordergrund stehenden Probleme der Patienten ausgerichtet sein. In der besonders belastenden aktiven Phase mit vielen Attacken und z.B. Suizidalität ist es wichtig, dass das Attackenmanagement mit Ausarbeitung von Notfallplänen und Sicherheitsmaßnahmen an erster Stelle steht.

Zeigten Patienten selbstschädigendes Verhalten und Selbstaggression, kann man ihnen z.B. bestimmte Skills an die Hand geben, die als Ablassventil dienen. Berichten sie von Gereiztheit und ständiger Anspannung, können Absprachen mit dem Umfeld und ggf. Entspannungs­übungen sinnvoll sein. Während der akuten Schmerzattacke braucht man einem Patienten aber mit Entspannung und schmerzdistanzierenden Übungen nicht zu kommen, fügte die Psychologin hinzu.

Häufig klagen Betroffene zudem über Einschlafstörungen, da sie ängstlich die nächsten Attacken erwarten. Auch der soziale Rückzug aus Angst vor einer Attacke in der Öffentlichkeit stellt ein Problem dar. Hier sind möglicherweise Verhaltensexperimente und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien (z.B. kleine Sauerstoffflaschen für unterwegs) hilfreich.

Ein hoher Leidensdruck besteht aber – ähnlich wie bei Migränepatienten – nicht nur in der aktiven Phase. Außerhalb der Cluster­episode wirken sich beispielsweise soziale Konsequenzen, Begleiterkrankungen, Erwartungsängste, Nebenwirkungen der prophylaktischen Medikation oder Erschöpfung deutlich auf die Lebensqualität der Patienten aus.

In dieser Phase hat man allerdings Zeit, sich um Patientenedukation zu Krankheitsbild, Triggerfaktoren und Schmerzverarbeitung, Lebensstilveränderungen sowie um Stress- und Ressourcenmanagement und um die Förderung der Krankheitsakzeptanz zu kümmern. Damit lässt sich einigen Problemen vorbeugen oder zumindest gegensteuern. Auch die Vermittlung an Patientenorganisationen bzw. Selbsthilfegruppen kann sinnvoll sein.

Quelle:  Deutscher Schmerzkongress 2021