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Hautkrebs bei Kindern Dunkle Aussichten

Autor: Dr. Elke Ruchalla/Dr. Susanne Gallus

Die Melanomdiagnose wird bei Kindern häufig zu spät gestellt. Die Melanomdiagnose wird bei Kindern häufig zu spät gestellt. © Andrey Popov – stock.adobe.com
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Im pädiatrischen Setting handelt es sich nur bei einem von 100 Krebsfällen um ein malignes Melanom. Aufgrund der schlechten Prognose insbesondere der nodulären naevusassoziierten Variante darf man verdächtig aussehende Läsionen dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Bei Kindern und Jugendlichen sind nur wenige Daten zu Diagnose und Prognose von Melanomen bekannt, da sie verhältnismäßig selten auftreten. Das Team um Dr. Riccardo Pampena von der Skin Cancer Unit – IRCCS di Reggio Emilia – analysierte 213 Arbeiten, v.a. Einzelfallberichte, mit Infos über 1.002 Patienten, um mehr über Mortalität und progressionsfreies Überleben zu erfahren. 

Die Forscher betrachteten zwei Datensätze: Melanome für die Angaben zur Naevusassoziation vorlagen (70 % der Daten) sowie Melanome mit bekanntem Ergebnis der histologischen Untersuchung (54 % der Daten). Superfiziell-spreitende Melanome kamen in der Kohorte am häufigsten vor (43 %), gefolgt von nodulären (27 %) und spitzoiden Melanomen (20 %). 

Eine Naevusassoziation lag etwa in 40 % der Fälle vor, um die kongenitalen Variante handelte es sich bei etwas mehr als jedem Vierten – häufig in Verbindung mit Riesennaevi. Die naevusassoziierten Melanome (NAM), für die auch Histologieergebnisse vorlagen, stuften die Wissenschaftler zu etwa gleichen Teilen als noduläre Melanome (NM) oder superfiziell-spreitende Melanome (SSM) ein – wobei Erstere eher aus kongenitalen Naevi hervorgingen, Letztere aus erworbenen Naevi. Spitzoide Melanome waren weniger mit Neavi verbunden, 80 % galten als de novo Läsionen.

Die Proportionen der jeweiligen Melanomarten veränderten sich innerhalb der verschiedenen Altersgruppen. Bis zum zehnten Lebensjahr machten die spitzoiden Typen gut ein Drittel der Befunde aus, bei Älteren nur noch etwa ein Zehntel. NAM traten bei fast der Hälfte der Jüngeren auf, im Vergleich zu einem knappen Drittel der Älteren. Superfiziell-spreitende Melanome (SSM) wurden dagegen mit dem Alter häufiger.

In Kürze: Drei typische Arten von Melanomen bei Kindern 

Superfiziell-spreitende Melanome treten meist in einem Alter von zehn Jahren auf und sind bei einem von vier Patienten mit einem erworbenen Naevus assoziiert. Ihr Verhalten ähnelt dem bei Erwachsenen.

Noduläre Melanome bilden sich meist früh in der Kindheit und stehen in einem Drittel der Fälle mit einem kongenitalen Naevus in Verbindung. Sie zeigen von Anfang an ein aggressives Verhalten.

Spitzoide Melanome entstehen de novo vor dem 10. Lebensjahr. Sie sind in der Regel dicker (nach Breslow), häufiger mit einer Lypmphknotenbeteiligung verbunden, zeigen aber oft einen eher indolenten Verlauf und haben eine gute Prognose. Hinter der Aussagen zur Indolenz steht allerdings vorerst noch ein Fragezeichen. Die Forscher können nicht ausschließen, dass gutartige melanozytische Läsionen als spitzoide Melanome fehldiagnostiziert wurden und die Statistik verfälschen. 

Zum Zeitpunkt der Melanomdia­gnose wies mehr als jedes fünfte Kind bereits lokale, Lymphknoten- oder Fernmetastasen auf, bei jedem Dritten aus der Kohorte metastasierte der Krebs – im Median nach zwölf Monaten. Insgesamt starb etwa jedes vierte Kind krebsbedingt. 

Aufgeschlüsselt anhand der histo­logischen Subtypen zeigte sich ein heterogenes Bild. Im Vergleich zu SSM waren noduläre und spitzoide Melanome häufiger invasiv und ulzerierten. Zudem hatten sie die höhere Progressionswahrscheinlichkeit. Allerdings drangen spitzoide Melanome meist nur bis zum Lymphknoten vor und ihr Mortalitätsrisiko lag deutlich unterhalb dem der nodulären Melanome, eher auf dem Level der SSM. Betrachtete man nur die Patienten mit Metastasen, hatten jene mit spitzoiden Naevi sogar die niedrigste krebsspezifische Mortalität (NM und SSM lagen etwa gleichauf).

Was die Naevusassoziation anbelangte, unterschieden sich die Läsionen beim progressionsfreien Überleben nicht signifikant. Bei Naevusassoziation schien vor allem die kongenitale Variante relevant zu sein. Zwar metastasierten de novo Melanome und kongenitale NAM ähnlich häufig, zu Fernmetastasen kam es jedoch hauptsächlich bei den kongenitalen NAM. Auch das Mortalitätsrisiko war bei diesen Patienten am höchsten, sowohl innerhalb der metastasierten Patienten als auch insgesamt.

Quelle: Pampena R et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19220