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Hautkrebs Melanomscreening von Kopf bis Fuß

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Im Kopf-Hals-Bereich sind ein Lentigo maligna bzw. das Lentigo- maligna-Melanom am häufigsten. Im Kopf-Hals-Bereich sind ein Lentigo maligna bzw. das Lentigo- maligna-Melanom am häufigsten. © peakSTOCK/ gettyimages
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Melanome weisen durchs Dermatoskop betrachtet charakteristische Merkmale auf, die je nach ihrer Lokalisation am Körper variieren und die dadurch die Diagnose erschweren. Forschende haben jetzt einen Überblick veröffentlicht, der die Entscheidung für oder gegen eine Biopsie erleichtern soll.

Die meisten Melanome finden sich im Kopf-Hals-Bereich, am Rumpf und an den Gliedmaßen. Seltener treten sie im Gesicht, an Genitalien, Schleimhäuten oder Akren auf. Gleichzeitig werden sie dort bei Routineuntersuchungen häufig übersehen. Insgesamt gibt es eine große Variabilität hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes: An Kopf und Hals können Melanome beispielsweise aufgrund der unterschiedlichen Hautanatomie und Sonnenexposition im Dermatoskop anders erscheinen als solche an Rumpf und Gliedmaßen. Für die Hauskrebsfrüherkennung ist es wichtig, diese Unterschiede zu kennen. Prof. Dr. Caterina Longo von der University of Modena and Reggio Emilia in Modena und seine Kollegen haben die wichtigsten körperstellenspezifischen Charakteristika von Melanomen zusammengefasst.

Kopf und Hals

Die Lentigo maligna bzw. das Lentigo-maligna-Melanom ist der häufigste Melanomtyp der Gesichtshaut. Die dermatoskopischen Veränderungen betreffen vor allem den Bereich des Haarfollikels und erscheinen in der Regel bläulich-gräulich. Sie reichen von einer anfänglichen Pigmentierung in und um die Haarfollikel (Kreise, Halbkreise) über perifollikuläre Punkte und Globuli (ringförmig-granuläres Muster) bis hin zu angulierten Linien. Zudem können sich rhomboidale Strukturen oder angulierte Linien in den interfollikulären Bereichen und pigmentierten Flecken zeigen, inkl. Zerstörung der Haarfollikel.

Kopfhaut

Melanome auf der Kopfhaut treten typischerweise bei älteren Männern mit Glatze und chronisch sonnengeschädigter Haut auf. Vor allem bei Jüngeren können sie sich auch in behaarten Bereichen entwickeln. Dünne, superfiziell-spreitende Melanome der Kopfhaut zeigen bei der Dermatoskopie häufig ein atypisches Netzwerk/Pseudonetzwerk und eine Regression. Dicke Läsionen sind in der Regel durch blau-weiße Schleier, unregelmäßig pigmentierte Flecken und Mustern mit mehreren Komponenten charakterisiert.

Rumpf

Das superfiziell-spreitende Melanom (zu fast 50 % mit BRAFV600E-Mutation) kommt am Rumpf am häufigsten vor. Dünne Läsionen fallen bei der Dermatoskopie durch unregelmäßig hyperpigmentierte Bereiche und auffällige Hautmarkierungen ins Auge; dicke Läsionen durch komplexe Muster, Asymmetrie, blaugraue Schleier und eine Farbvielfalt. Gerade im Bereich des Rumpfes sind auch naevusassoziierte Melanome keine Seltenheit. Sie zeichnen sich i.d.R durch exzentrische atypische Bereiche (dermatoskopische Inseln), negative Pigmentnetzwerke, Globuli und Streifen aus. 

Bei pigmentierten nodulären Melanomen ist die BB-Regel das wichtigste diagnostische Kriterium. Darunter versteht man die Kombination von blau und/oder schwarz pigmentierten Bereichen, die mindestens 10 % der Oberfläche der Läsion ausmachen. Ulzerationen sind nicht selten. Bei hypopigmentierten, rosafarbenen nodulären Melanomen gelten vaskuläre Muster wie Haarnadelgefäße in Verbindung mit zusätzlichen dermatoskopischen Merkmalen als wegweisend, z.B. milchig rosa-roten Bereichen und dem Vorhandensein verschiedener rosaner Schattierungen.

Gliedmaßen

Es gibt nur wenige Studien zu Melanomen an den Gliedmaßen. Die meisten davon beschränken sich auf die unteren Extremitäten, welche die häufigste Lokalisation von Melanomen bei Frauen sind. Frühe Melanome können ein ausgeprägtes oder feines Netz, breitere Hautmale, Polygone/Winkellinien, Regression und dermatoskopische Inseln aufweisen. Um an diesen Stellen Melanome im Frühstadium zu entdecken, reicht eine einfache Dermatoskopie vermutlich nicht aus, weshalb eine digitale Dermatoskopie-Überwachung empfohlen wird.

Nägel

Bei Erwachsenen fallen Nagelmelanome im Rahmen einer Onycho­skopie z.B. durch ein braunes Längsband (Melanonychia longitudinalis) auf oder das Vorhandensein von schwarzen/braunen Punkten oder Globuli. Das Band kann auch schwarz gefärbt sein mit Bereichen unterschiedlicher Pigmentierung. Ulzerierte Knötchen im Nagelbett treten in etwa 25 % der Fälle auf. Eine periungale Pigmentierung (Mikro-Hutchinson-Zeichen) deutet auf ein Malignom hin. Bei Kindern ist die Onychoskopie der Nagelpigmentierung für die Diagnose nicht zuverlässig.

Schleimhaut

Melanome an der oralen oder ano­genitalen Schleimhaut sind durch mehrkomponentige und strukturlose Muster sowie mehrere Farben (blau, grau, weiß) gekennzeichnet. Dermatoskopische Merkmale, die normalerweise mit kutanen Melanomen assoziiert sind, können beim Schleimhautmelanom allerdings auch beobachtet werden. Ein Melanom der Bindehaut zeichnet sich durch dunkelbraune, schwarze und graue Farbe sowie Punkte, die in einem strukturlosen Muster zusammenfließen können, aus. Zysten sind beim konjunktivalen Melanom im Gegensatz zu konjunktivalen Naevi nicht vorhanden.

Akrales Melanom

Akrale Melanom sind Melanome auf der unbehaarten Haut der Extremitäten wie den Fußsohlen. Es handelt sich oft um pigmentierte Makula oder Flecken mit unscharfen Grenzen und verschiedenen Färbungen. Im Verlauf können sich Knötchen bilden. Charakteristisch sind außerdem parallele Leisten (parallel ridge pattern) mit irregulärer diffuser Pigmentierung. Meist werden akrale Melanome erst spät erkannt und/oder mit einer z.B. Pilzinfektion oder einer Warze verwechselt. Sie sind bei dunklen Hauttypen häufiger als bei hellen.

Quelle: Longo C et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19221