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Synchrone Melanome Ein Melanom kommt selten allein

Autor: Maria Weiß

Patient:innen, die die Diagnose Melanom erhalten haben, sollten immer einer ordentlichen Ganzkörperuntersuchung unterzogen werden, um ggf. auch andere Melanome zu finden. Patient:innen, die die Diagnose Melanom erhalten haben, sollten immer einer ordentlichen Ganzkörperuntersuchung unterzogen werden, um ggf. auch andere Melanome zu finden. © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com
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Stellt man bei Patienten die Erstdiagnose Melanom, sollte das immer in Verbindung mit einer Ganzkörperuntersuchung geschehen. Synchrone Melanome sind wohl häufiger als bisher gedacht.

Bisher wurde die Rate von synchronen Melanomen in der Literatur mit etwa 0,5 % angegeben. Die Dermatologin Andrea Antunez-Lay, Hospital Clinic de Barcelona, und ihre Kollegen wollten diese Zahl anhand einer retrospektiven Kohortenstudie überprüfen sowie spezifische Patientencharakteristika herausfinden. 

Die Studienpopulation umfasste 4.703 Patienten, die zwischen 2000 und 2021 an einem malignen Melanom erkrankt waren. Die Männer und Frauen hatten sich innerhalb von drei Monaten nach der Erstdiagnose einer Ganzkörperuntersuchung mit vollständiger dermatoskopischer Inspektion unterzogen. Als synchron galten alle Primärtumoren, die innerhalb dieser drei Monate gefunden wurden.

Insgesamt hat man bei 144 Personen (3,06 %) zwei oder mehr primäre Melanome bei der Erstdiagnose entdeckt. Die Betroffenen waren im Mittel 64 Jahre alt und damit im Schnitt etwa acht Jahre älter als Patienten mit einem einzelnen Primärtumor. Am häufigsten waren die synchronen Melanome am Rumpf lokalisiert (53,2 %), am zweithäufigsten an den unteren Extremitäten (19,2 %).

Von den Patienten mit synchronen Melanomen entwickelten nicht nur mehr in den folgenden Jahren einen weiteren Primärtumor (25,7 % vs. 8,6 %), der Abstand zur Erstdiagnose fiel auch deutlich kürzer aus (3 vs. 5 Jahren). Außerdem kamen bei ihnen häufiger Keimbahnmutationen im CDKN2A-Gen (11 %) oder Risiko-Genvarianten des Melanocortin-1-Rezeptors (72%) vor. Auf die Überlebenschancen hatten diese Faktoren aber keine Auswirkungen.

Aufgrund ihrer Ergebnisse empfehlen die Dermatologen, bei allen Patienten mit neu diagnostiziertem Melanom eine gründliche Ganzkörperuntersuchung, um ggf. weitere Melanome aufzuspüren. Auf Betroffene mit synchronen Melanomen muss man zudem wegen des erhöhten Risikos von weiteren Melanomen in der Nachsorge ein besonderes Auge haben.

Quelle: Antúnez-Lay A et al. J Eur Acad Dermatol Venerol 2022; 36: 2364-2372; DOI: 10.1111/jdv.18467