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Warze oder Hautkrebs? An Fußsohlen werden amelanotische Melanome meist lange übersehen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Liegt wirklich nur eine benigne Hautläsion vor? Fehlinterpretationen sollten unbedingt vermieden werden. Liegt wirklich nur eine benigne Hautläsion vor? Fehlinterpretationen sollten unbedingt vermieden werden. © Pixel-Shot – stock.adobe.com
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Schwarzer Hautkrebs muss nicht schwarz sein. Doch ein unpigmentiertes Melanom fällt nicht so leicht auf und wird oft als benigne Hautläsion fehlinterpretiert. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.

Melanome weisen bei rechtzeitiger Diagnose oft eine gute Prognose auf. Nach fünf Jahren sind noch mehr als 90 % der Betroffenen am Leben, schreiben Dr. Ines Bertlich von der Abteilung für Dermatologie der Universitätsklinik Heidelberg und Kollegen. Ein solch positiver Ausgang gilt aber häufig nicht für Patienten mit amelanotischem Melanom, deren Tumoren die typisch dunkle Färbung fehlt. Daher entdeckt man sie z.B. in Körperregionen wie der Fußsohle erst in späten Stadien. In der Studie der Heidelberger Kollegen zeigte sich dies u.a. in einer deutlich höheren Dicke der palmaren amelanotischen Melanome in (im Mittel 12,3 vs. 0,6 mm bei „normalen“ Melanomen).

Vermeintliche Warze wuchs unbehelligt

Ein älterer Mann mit schmerzhaften, blutenden Knoten am Großzehballen stellte sich z.B. erst vor, nachdem er seine vermeintliche Warze für etwa einen Monat erfolglos selbst therapiert hatte. Durch das progrediente Wachstum kam der Tumor bei der schließlich erfolgten Exzision auf einen Durchmesser von 1,8 cm.

Eine 66-Jährige kam sogar erst ein Jahr, nachdem die Hautveränderung bemerkt worden war, zu den Dermatologen. Ihr Hausarzt hatte den Tumor anfangs als virale Warzen fehlgedeutet und per Kryotherapie behandelt. Aufgrund des fortschreitenden Wachstums erfolgte dann die Überweisung und später die durch eine Biopsie gesicherte Diagnose amelanotisches Melanom (Dicke 0,9 mm).

Bei einer 70-Jährigen wurde der ulzerierende plantare Plaque aufgrund ihres Diabetes erst einem diabetischen Fußsyndrom zugeordnet und entsprechend behandelt. Weil sich keine Besserung einstellte, erfolgte eine Biopsie und siehe da, statt einer Komplikation ihrer Stoffwechselkrankheit war ein 8 mm dicker Tumor für das Ulkus verantwortlich.

Es kann aber auch Jüngere treffen, wie der Fall eines 24-Jährigen zeigt. Zuvor hatte ihm der 5 cm großen Knoten sechs Jahre lang keine Probleme bereitet, dann fing dieser allerdings an zu wachsen. Die Probebiopsie ergab ein 14 mm dickes amelanotisches Melanom.

Allen Patienten gemein ist, dass sich die Diagnose nicht nur aufgrund anfänglicher Fehleinschätzungen verzögerte, sondern auch, dass alle vier innerhalb der Nachsorge Fernmetastasen entwickelten. Die Fälle demonstrieren zudem die unterschiedlichen Darstellungen dieser Tumoren, schreiben die Experten. Hausärzte müssen aufgrund des heterogenen Aussehens wachsam bleiben, betonen sie. Denn sie sind oft die erste Anlaufstelle für die Betroffenen.

Ab einer Tiefe von 0,8 mm Sentinel-LK biopsieren

Typische Alarmzeichen fehlen beim amelanotischen Melanom der Fußsohle. Es hilft nur, „daran zu denken“ und frühzeitig den Kollegen aus der Dermatologie für eine Biopsie mit ins Boot zu holen. Wegen der frühen Metastasierung rät man in den deutschen Leitlinien zusätzlich zu einer Sentinel-Lymphknoten-Biopsie, wenn das Melanom mehr als 0,8 mm in die Tiefe gewachsen ist. Wer an das Melanom denkt, sollte auch die Differenzialdiagnosen auf dem Schirm haben, etwa:

  • Basalzellkarzinome
  • Candidosen
  • Keratoakanthome
  • seborrhoische Keratosen
  • Ekzeme
  • Viruswarzen
  • Ulzerationen durch Druck oder diabetisches Fußsyndrom

Quelle: Bertlich I, Enk A, Toberer F „Das plantare amelanotische Melanom: Ein Wolf im Schafspelz“, Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 351-354; DOI: 10.1055/a-1748-6050
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