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Darmspiegelung Ein unauffälliges Koloskopieergebnis bedeutet nicht automatisch Entwarnung

Autor: Sabine Mattes

Patienten sollten sich an der sogenannten Adenoma Detection Rate eines Arztes orientieren, also dem Anteil an Screenings, die mindestens ein Adenom ans Licht bringen. Patienten sollten sich an der sogenannten Adenoma Detection Rate eines Arztes orientieren, also dem Anteil an Screenings, die mindestens ein Adenom ans Licht bringen. © doroguzenda – stock.adobe.com
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Auch wenn das Ergebnis der Koloskopie weder für einen kolorektalen Polypen noch für ein manifestes Karzinom spricht, bedeutet das nicht automatisch Entwarnung für den Patienten. Warum das so ist, haben US-amerikanische Wissenschaftler geklärt.

Darmspiegelungen senken das Risiko für ein kolorektales Karzinom deutlich. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass auf eine Koloskopie ohne auffälligen Befund schon einige Jahre später die Krebsdiagnose folgt.

Eine Gruppe um Dr. Lawrence Leung, Kaiser Permanente in San Francisco, hat nun geklärt, warum manche Koloskopien nicht den gewünschten präventiven Effekt haben. Hierzu wandten die Wissenschaftler einen Algorithmus der World Endoscopy Organization (WEO) an. Mittels der Methode beurteilten sie die Untersuchungsqualität von 500 Koloskopien ohne auffälligen Befund, auf die im Abstand von sechs Monaten bis zu zehn Jahren dann doch die Diagnose kolorektales Karzinom gefolgt war.

In 40 % dieser Fälle wurde der Dickdarmkrebs mehr als vier Jahre nach der koloskopischen Untersuchung gefunden. Nach der WEO-Klassifizierung handelte es sich sehr wahrscheinlich um Karzinome, die mit der Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchung in keinerlei Verbindung standen.

Bei einem geringeren Abstand als vier Jahren fanden Dr. Leung und Kollegen vier mögliche Ursachen für die verfehlte Früherkennung. Die fraglichen Tumoren standen allesamt in Zusammenhang mit vormals entdeckten Läsionen, mit deren Lokalisation sowie der Art und Weise, wie die vorangegangene Koloskopie vorbereitet worden war. Die 336 Fälle verteilten sich folgendermaßen:

  • Läsion identifiziert, aber nicht entfernt (3 %)
  • vermutlich unvollständige Entfernung einer entdeckten Läsion (11 %)
  • Läsion evtl. übersehen; Koloskopie unauffällig, aber unzureichend (16 %)
  • Läsion evtl. übersehen; Koloskopie unauffällig, korrekt durchgeführt (70 %)

Die meisten Karzinome entstanden demnach innerhalb von vier Jahren nach der Vorsorgekoloskopie aus übersehenen Läsionen, schreiben die Autoren. Das decke sich mit den Ergebnissen aus früheren Arbeiten zu diesem Thema.

Präzisere Ergebnisse dürften sich zum einen durch bessere Technik erreichen lassen, zum anderen durch mehr Ausbildung und Training, meinen Dr. Leung und Kollegen. Patienten sollten sich an der sogenannten Adenoma Detection Rate eines Arztes orientieren, also dem Anteil an Screenings, die mindestens ein Adenom ans Licht bringen.

Quelle: Leung LJ et al. Gastroenterology 2023; 164: 470-47; DOI: 10.1053/j.gastro.2022.11.031