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Spirale auf Wanderschaft Eine Perforation ist bei Intrauterinpessaren eine seltene, aber gefürchtete Komplikation

Autor: Sabine Mattes

Muss ein abgängiges Pessar chirurgisch entfernt werden, sollte man ein minimalinvasives Verfahren wählen. Muss ein abgängiges Pessar chirurgisch entfernt werden, sollte man ein minimalinvasives Verfahren wählen. © New Africa – stock.adobe.com
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Vorsicht bei Frauen, die mittels Intrauterinpessar verhüten und Unterbauchschmerzen und Hypermenorrhö entwickeln. Dass das auch lange nach Einelgen des Pessars passieren kann, zeigt der Fall einer 26-jährigen Patientin.

Intrauterinpessare (IUP) gelten als sicheres und effektives mechanisches Verhütungsmittel. Komplikationen wie aszendierende Infektionen oder Perforationen sind selten und treten meist innerhalb der ersten Wochen nach der Einlage auf. Nur in Einzelfällen kommt es nach Ablauf des ersten Jahres noch zu Nebeneffekten – ausschließen lassen sie sich jedoch nicht, wie der Fall einer jungen Frau zeigt.

Lage der Kupferspirale war nie kontrolliert worden

Die 26-Jährige wurde mit akuten Unterbauchschmerzen und Hypermenorrhö bei ihrem Gynäkologen vorstellig, berichten Dr. Julia Macinkovic aus der Chirurgischen Klinik des Spitals in Uster und Kollegen. Die Frau war ansonsten gesund, vorausgegangene Schwangerschaften oder Operationen gab es in der Anamnese nicht. Sie verhütete seit drei Jahren beschwerdefrei mit einem IUP, hatte die Lage ihrer Kupferspirale allerdings nie kontrollieren lassen.

Differenzialdiagnostisch kommt bei unklaren Unterbauchschmerzen neben einer Schwangerschaft auch eine akute Appendizitis infrage, erklären Dr. Macinkovic und Kollegen. Dafür ist aber – ebenso wie für eine Endometriose – eine begleitende Hypermenorrhö eher untypisch. Die Kombination der Symptome machte ein disloziertes IUP am wahrscheinlichsten. Dieser Verdacht verstärkte sich, als bei der gynäkologischen Untersuchung keine Fäden gefunden wurden und die Spirale im transvaginalen Ultraschall nicht zu sehen war. Durch eine Röntgenaufnahme ließ sich die Spirale schließlich im kleinen Becken nachweisen. Die Frau wurde zur weiteren Behandlung an ein Krankenhaus überwiesen. Die dort durchgeführte CT lokalisierte das IUP extrauterin vor dem Kreuzbein liegend und an Ileumschlingen angrenzend.

Im vorliegenden Fall bestand eine deutliche Operationsindikation aufgrund des Risikos einer Migration des Intrauterinpessars in benachbarte Strukturen und Organe. Da seine Lage im Bild klar erkennbar schien, wollten es die Kollegen minimalinvasiv per Laparoskopie bergen. Das IUP ließ sich jedoch im kleinen Becken nicht finden. Als es sich auch unter Durchleuchtung nicht aufspüren ließ, erweiterten die Operateure auf eine Pfannenstielinzision. Eine vollständige Dünndarmrevision zeigte die Spirale schließlich im mittleren Ileum, von wo sie komplikationslos entfernt werden konnte.

Stillende Mütter sind besonders gefährdet

Bei einer Perforation kommt es zum Durchtritt eines IUP durch die Uteruswand mit anschließender Lage im kleinen Becken, intraperitoneal oder in benachbarten Organen. Meist bleiben die Patientinnen beschwerdefrei, es kann sich aber auch eine Sepsis entwickeln. Die Inzidenz der Uterusperforation liegt zwischen 0 und 2,6 pro 1.000 Einlagen. Das Risiko erhöht sich, wenn die Spirale weniger als 36 Wochen post partum implantiert wird. Auch stillende Mütter gelten aufgrund der verlängerten Uterusontraktilität als stärker gefährdet. Es empfiehlt sich, bei Frauen mit IUP und Beschwerden wie Fieber, Abdominalschmerzen oder Passagestörungen auch eine Perforation als Ursache zu erwägen.

Quelle: Macinkovic J et al. Swiss Med Forum 2023; 23: 1390-1392; DOI: 10.4414/smf.2023.1137075692