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Ernste Nebenwirkungen bei Mitteln gegen Schnupfen oder trockene Schleimhäute

Autor: Maria Weiß

Fusionierte Makrophagen umzingeln bei einem Patienten mit Lipidpneumonie einen Fetttropfen. Fusionierte Makrophagen umzingeln bei einem Patienten mit Lipidpneumonie einen Fetttropfen. © wikimedia/Yale Rosen
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Nasensalben und -sprays, orale oder nasale Antiallergika: Viele Rhinologika sind frei verkäuflich – und kommen entsprechend unbedarft zum Einsatz. Doch längst nicht alles wirkt so, wie es soll. Und einige Inhaltsstoffe können richtig Probleme machen.

So vielfältig die rhinologischen Erkrankungen, so reichhaltig ist auch das Angebot an Mitteln, Methoden und Medikamenten, um gegen Rotz und Wasser anzugehen. Allein zur Pflege trockener Nasenschleimhäute werden ungezählte Nasensprays, -öle und -salben angeboten. Aber Achtung: Zugesetzte Fruchtstoffe, Nussbestandteile oder Sesamöle erhöhen das Allergiepotenzial mancher dieser Präparate.

Für Kinder unter drei Jahren sollten sie daher gar nicht zum Einsatz kommen, schreiben die Professorinnen Dr. Inga Küster und Dr. Claudia Rudack sowie Privatdozent Dr. Achim Beule, alle drei von der Klinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Münster.

Probleme machen können auch rein lipidhaltige Rhinologika, wenn es etwa bei Neugeborenen, Kleinkindern, liegenden und zur Aspiration neigenden Patienten nach Einatmen der Mittel zu einer Lipidpneumonie kommt. Nebenwirkungsarm und gut verträglich ist dagegen die nasale Anwendung von Dexpanthenol bei trockenen Nasenschleimhäuten und zur Förderung der Wundheilung. In einzelnen Fällen kann es aber bei Asthmatikern durch das Spray zu Dyspnoe kommen.

Durchspülen und bedampfen

Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung werden im Allgemeinen gut vertragen. Gelegentlich treten Schleimhautirritationen mit Brennen und Kribbeln und Kopfschmerzen auf. Auch Nasenbluten, Otalgien oder die Ansammlung der Spülflüssigkeit in den Nasennebenhöhlen sind möglich. Zu große Mengen Spülflüssigkeit und eine zu häufige Anwendung sind zu vermeiden. Viele Patienten mit Rhinosinusitis schwören auch auf die Inhalation heißer Dämpfe, was bei richtiger Anwendung ebenfalls wenig Nebenwirkungen hat.

Dekongestiva maximal zehn Tage lang anwenden

Die Hälfte aller lokal in der Nase eingesetzten Medikamente sind Sympathomimetika, meist Xylometazolinpräparate, die schon einiges mehr an Nebenwirkungen bereithalten. Die bekannteste ist die Rhinitis medicamentosa, bei der es infolge zu langer Anwendung zu einer paradoxen chronischen Schwellung der Nasenschleimhaut kommt. Auf keinen Fall sollten die Dekongestiva daher länger als fünf bis zehn Tage angewandt werden, betonen die HNO-Ärzte. Relativ häufig klagen Patienten nach der Anwendung der Mittel über Brennen in der Nase, eine trockene Nasenschleimhaut und Niesanfälle. Auch negative Auswirkungen auf das Nervensystem wie Unruhe, Schlaflosigkeit, Sedierung oder Kopfschmerzen können in seltenen Fällen auftreten, ebenso Herzpalpitationen. Sehr selten kommt es bei Säuglingen und Neugeborenen zu Apnoen und Arrhythmien. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf Rhinologika mit Xylometazolin als Wirkstoff möglichst verzichtet werden. Eine Alternative bieten dann Chromone. Bei Anwendung kortisonhaltiger Nasensprays zur Behandlung der allergischen Rhinitis kommt es mitunter zu Epistaxis, Halsschmerzen, Trockenheit und Brennen oder Stechen in der Nase. Nasenbluten findet sich bei den verschiedenen Kortisonpräparaten unterschiedlich oft. Am häufigsten tritt es unter Beclometasondipropionat (20 %) auf, beim Triamcinolonacetonid (2,7–7 %) ist es deutlich seltener. Negative systemische Auswirkungen auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-­Achse sind bei intranasaler Kortisontherapie (1x täglich bis maximal 12 Monate) eher nicht zu erwarten, schreiben die Autoren, genauso wenig wie Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel. Auch ein vermehrtes Auftreten von erhöhtem Augeninnendruck wurde nicht nachgewiesen. Besteht bereits ein Glaukom, sollte die Indikation aber sehr streng gestellt werden. Bei Kindern ist die Gefahr von Wachstumsstörungen nicht ganz auszuschließen, daher sollte auf eine nasale Kortisontherapie möglichst verzichtet werden.

Psychosen, Delirium und kognitive Einschränkungen

Die bei akuter Sinusitis eingesetzten oralen Kurzzeittherapien mit Kortison sind relativ gut verträglich. Aufgrund gehäufter gastroenterologischer Beschwerden – gerade auch in Kombination mit NSAR – sollte eine Gastritisprophylaxe gegeben werden. In einigen Fällen kann es zu psychiatrischen Nebenwirkungen mit Stimmungsschwankungen, Psychosen, Delirium und kognitiven Einschränkungen kommen. Die Mittel müssen dann sofort abgesetzt werden. In der Regel gut verträglich ist die lokale Anwendung von Anti­histaminika. Manche Patienten berichten allerdings über lokale Schleimhautirritationen und einen bitteren Geschmack. Orale Anti­histaminika der 1. Generation zeigten noch ausgeprägte anticholin­erge und sedierende Eigenschaften. Bei H1-Rezeptor-Antagonisten der 2. Generation können bei Risikopatienten kardiale Arrhythmien auftreten. Am nebenwirkungsärmsten sind Desloratadin, Levocetirizin und Fexofenadin als Vertreter der 3. Generation. Bei Anwendung lokaler Mastzellstabilisatoren (Chromone) kommt es häufiger zu lokalen Schleimhautirritationen oder auch zu Nasenbluten, Husten und Heiserkeit. 

Quelle: Küster I et al. HNO 2018; 66: 419-431