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Tabletten schlucken Feste Medikamente für Vorschulkinder besser geeignet als flüssige Darreichungsformen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Um Ängsten vorzubeugen, sollte man beim Wechsel immer von der „nächsten“ Pille sprechen, nie von einer „größeren“. Um Ängsten vorzubeugen, sollte man beim Wechsel immer von der „nächsten“ Pille sprechen, nie von einer „größeren“. © Sascha – stock.adobe.com
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Ärzte gehen oft davon aus, dass eine flüssige Darreichungsform von Medikamenten für Kinder im Vorschulalter besser geeignet ist als Tabletten. Das Gegenteil ist der Fall, schreiben Dr. ­Emma ­Lim vom Great North Children’s Hospital in Newcastle upon Tyne und Kollegen.

Flüssige Medizin lässt sich beispielsweise schwerer dosieren. In einer Multicenterstudie machten über 80 % der beteiligten 2.110 Eltern mindestens einen Fehler beim Abmessen. 21 % verabreichten ihrem Nachwuchs mehr als das Doppelte der verordneten Menge. Selbst erfahrene Mitarbeiter im Gesundheitswesen haben häufiger Schwierigkeiten mit Lösungen als mit Tabletten.

Ein weiterer Nachteil der Arzneimittellösungen ist der oft schlechte Geschmack. In einer Studie zu Antibiotika war dies der zweithäufigste Grund für mangelnde Adhärenz. Zudem stehen retardierte Medikamente flüssig meist nicht zur Verfügung, wodurch sich die Zahl der Dosen erhöht, die über den Tag verteilt appliziert werden müssen.

Schon Vierjährige können die richtige Technik erlernen

Kinder ohne Dysphagie können das richtige Tablettenschlucken schon mit vier Jahren lernen, versichern die Autoren. Ein weiterer Vorteil der festen Medikamente: Sie halten wesentlich länger und müssen nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Auch der ökologische Fußabdruck ist geringer, weil die Verpackung weniger Energie verbraucht und nicht so viel weggeworfen wird.

Für die Praxis wird eine Schulung der Kinder in sechs Schritten empfohlen: Zunächst sucht man einen bequemen Platz ohne Ablenkung. Dann darf das Kind das passende Getränk auswählen. Gestartet wird mit einer möglichst kleinen Tablette oder einer Süßigkeit. Diese „Trainingspille“ platziert das Kind auf der Mitte der Zunge; die Einnahme erfolgt mit drei Schlucken Flüssigkeit. Als Nächstes werden die gleichen Schritte noch einmal mit einer größeren Übungstablette bzw. Süßigkeit erprobt. Um Ängsten vorzubeugen, sollte man beim Wechsel immer von der „nächsten“ Pille sprechen, nie von einer „größeren“.

Quelle: Lim E et al. BMJ 2024; 384: e076257; DOI: 10.1136/bmj-2023-076257