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First-Line-Abwehr gegen SARS-CoV-2: Beeinflusst natürliches IgM den COVID-19-Verlauf?

Autor: Maria Fett

Im Laufe des Lebens nimmt die Konzentration des im Körper gebildeten Immunglobulins(Ig)-M kontinuierlich ab. Im Laufe des Lebens nimmt die Konzentration des im Körper gebildeten Immunglobulins(Ig)-M kontinuierlich ab. © iStock/Morsa Images
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Jüngere scheinen SARS-CoV-2 insgesamt besser bekämpfen zu können als Personen ab etwa 50 Jahren. Dies könnte u.a. an der Menge ihrer IgM-Antikörper liegen.

Noch immer ist nicht klar, weshalb jüngere Menschen seltener mit schweren COVID-19-Verläufen zu kämpfen haben als ältere Personen. Eine „sehr gute Hypothese“ stellte Professor Dr. Ludger Klimek aus Wiesbaden vor. Diese lässt sich mit „IgM“ zusammenfassen.

Im Laufe des Lebens nimmt die Konzentration des im Körper gebildeten Immunglobulins(Ig)-M kontinuierlich ab. Mit 50–65 Jahren werden im Schnitt Werte gemessen, die mehr als 30-mal niedriger liegen als im Alter zwischen 20 und 24 Jahren. Auch weisen Männer sowie Personen mit Blutgruppe A naturgemäß geringere IgM-Level auf. Beides wurde bereits mit schwereren COVID-19-Erkrankungen assoziiert.

IgM-Antikörper gehören zur primären Immunantwort, sind also die „Ersten“ im Falle einer Infektion und können ohne vorherige Exposition an den eindringenden Erreger binden. Sie besitzen u.a. die Fähigkeit, Viren direkt zu neutralisieren und erkennen hauptsächlich Glykane – jene Zuckermoleküle, die großzügig verteilt an der Oberfläche des SARS-CoV-2-Spike-Proteins sitzen. Je mehr IgM jemand besitzt, sprich Jüngere, desto schneller kann die Immunantwort gegen das Coronavirus erfolgen. „Bei Älteren hingegen können sich die Viren erst mal gut vermehren“, erklärte Prof. Klimek.

Erstes Erklärungsmodell zu COVID-19 erstellt

Die vorgestellte Hypothese gehört zu einer Arbeit eines deutsch-italienischen Forschertrios, das nach eigener Aussage das erste umfassende immunologische Erklärungsmodell zu COVID-19 erarbeitet hat.1 Neben IgM scheinen auch IgA sowie Mannose-bindendes Lektin eine zentrale Rolle bei der Abwehr von SARS-CoV-2 zu spielen.

Quelle:
1 Matricardi PA et al. Pediatr Allergy Immunol 2020; 31: 454-470; DOI: 10.1111/pai.13271