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Fußball: Tests nach Kopfkollision kommen zu kurz

Autor: Michael Brendler/Maria Fett

Die Damen werden laut der Studie nach einer Kopfkollision nicht ganz so selten untersucht wie die Herren. Die Damen werden laut der Studie nach einer Kopfkollision nicht ganz so selten untersucht wie die Herren. © iStock/skynesher
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Fußballspieler sollten nach einem heftigen Schädeltrauma noch auf dem Feld gründlich untersucht werden. Das haben die Verbände eigentlich zugesagt. Leider ist auf diese Versicherung wenig Verlass.

Durchschnittlich 49,5 Sekunden dauert die Untersuchung von Fußballern nach einer Kollision mit Kopfbeteiligung. Bei Spielerinnen lässt man sich im Schnitt immerhin 70 Sekunden Zeit. Dabei sollte der erste medizinische Check auf dem Platz mindestens zehn Minuten dauern, schreiben Christopher­ Tarzi­ vom St. Michael’s Hospital in Toronto und Kollegen.

Die Forscher ließen drei geschulte Beobachter die Kopfkollisionen während der Frauen-Fußball-WM 2019 zählen. Auch wie mit den Spielerinnen umgegangen wurde, hat das Team um Tarzi anschließend mit Daten aus drei Männerturnieren verglichen.

Richtig untersucht wird selten

In den 52 WM-Spielen kam es bei den Damen zu 69 Kollisionen, 1,33 pro Match. Männer lagen mit 237 Kontakten bzw. 1,32 pro Spiel ähnlich hoch. Weil Athleten durch wiederholte Gehirnerschütterungen mit Demenzen und Depressionen rechnen müssen, haben internationale Verbände das medizinische Assessment eigentlich zur Pflicht erhoben.

Doch nur bei 53,6 % der Spielerinnen, die länger als fünf Sekunden außer Gefecht gesetzt waren, fand dieses tatsächlich statt. Bei den Herren lag die Quote mit 33,8 % signifikant niedriger. In der Folge zählten die Beobachter in 84,1 % der Fälle von Frauen und 88,6 % der Fälle der Männer mindestens zwei Symptome einer Gehirnerschütterung.

Es braucht dringend Veränderungen, um die Bereitschaft zum obligatorischen Medizincheck zu erhöhen, fordern die Autoren. Videoschiedsrichter zum Beispiel könnten von sich aus die medizinischen Betreuer kontaktieren. Oder man erlaubt den Ersatz der betroffenen Spieler, bis die Untersuchung beendet ist.

Quelle: Tarzi C et al. JAMA 2020; 323: 275-276; DOI: 10.1001/jama.2019.19919