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Rätselhafte Magenblutung Gefahr drohte durch ein thrombosiertes Aneurysma der Milzarterie

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Das Milzarterienaneurysma verursacht meist keine Symptome. Das Milzarterienaneurysma verursacht meist keine Symptome. © Rasi – stock.adobe.com
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Bei Patienten mit akuter Magenblutung denkt man gewöhnlich an Ulzera und Varizen. Aber die Gefahr droht auch von außerhalb des Verdauungsorgans. Rechtzeitig Verdacht schöpfen kann Leben retten.

Einen typischen Fall präsentierten Prof. Dr. Thomas Rabenstein und Kollegen vom Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer. Ein 45-jähriger Mann wurde mit thorakalen und abdominellen Schmerzen in die pfälzische Klinik eingewiesen. Bei der Aufnahme war der Patient phasenweise somnolent, blass, tachykard, hypoton und stark an­ämisch (Hb 3,2). Anamnestisch waren eine Leberzirrhose und eine vor fünf Jahren überstandene akute Pankreatitis mit nachfolgender Mesenterialvenenthrombose und Dünndarmteilresektion bei Ileus bekannt.

Bei der körperlichen Untersuchung fiel ein Aszites auf. In der Ösophagogastroduodenoskopie zeigte sich im Magenkorpus ein kleines ausgestanztes Ulkus mit zentralem Gefäßstumpf, aber ohne entzündlichen Randsaum. Das Geschwür war von einer etwa 4 cm großen Impression umgeben. Varizen ließen sich nicht nachweisen und im Magen befand sich nur wenig frisches Blut.

In der sofort veranlassten Angio-CT zeigte sich ein ausgedehntes und partiell thrombosiertes Aneurysma der A. lienalis mit großflächigem Kontakt zum Corpus ventriculi. Die Gefäßaussackung ließ sich mit der perkutan-transluminalen Implantation eines gecoverten Stents vollständig ausschalten. Der Patient erholte sich gut und konnte nach zwölf Tagen beschwerdefrei entlassen werden. 

Das Milzarterienaneurysma verursacht meist keine Symptome. Zu den Risikofaktoren zählen chronische Pankreatitis und portale Hypertension. Ohne Gefäßintervention verlaufen die Blutungen fast alle letal. Mit dem angiografischen Eingriff steigt die Überlebensrate auf 20–90 %.

Die größte Chance ergibt sich aus dem Umstand, dass der letalen Massenblutung häufig eine leichtere Hämorrhagie (Herald Bleeding) vorangeht. Dieses Zeitfenster lässt sich nutzen, um eine Angio-CT durchzuführen und eine adäquate Versorgung zu veranlassen. 

Allerdings wird die Diagnose eines Gefäßaneurysmas als Blutungsursache bisher nur in etwa 25 % der Fälle rechtzeitig gestellt. Deshalb ist es wichtig, eine extraluminale Ursache der Hämorrhagie von Beginn an in Betracht zu ziehen. Verdächtig ist zum Beispiel eine ungewöhnliche Lokalisation, aber auch eine im Vergleich zur Ausprägung eher harmlos wirkende Läsion ohne entzündliche Umgebungsreaktion.

Quelle: Rabenstein T et al. Z Gastroenterol 2022; 60: 1792-1794; DOI: 10.1055/a-1771-7143