
Grillen, Braten und Backen Gehalt an Advanced Glycation Endproducts hängt vom Garverfahren ab

Advanced Glycation Endproducts (AGE) sind eine große Gruppe verschiedener Substanzen, die infolge einer Reaktion zwischen Monosacchariden und Proteinen, Lipiden oder Nukleinsäuren entstehen. Diese nicht-enzymatische Glykierung findet sowohl im Körper als auch in Lebensmitteln, vor allem bei der Zubereitung, statt. Da die Produkte nur schwer abbaubar sind, reichern sie sich im Körper an. In diversen Geweben kann dies zu pathologischen Prozessen führen. Andererseits wurden einzelnen AGE, die z. B. in geröstetem Kaffee vorkommen, positive Effekte attestiert.
Besser dampfgaren, dünsten oder kochen
Die Hauptquelle von AGE sind stark erhitzte Lebensmittel, wie PD Dr. Ovidiu Alin Stirban von der Asklepios Klinik Birkenwerder in einem Übersichtsbeitrag heraushebt. Während Zubereitungsmethoden mit viel Feuchtigkeit, wie Dampfgaren oder Kochen, die AGE-Bildung gering halten, fördern Grillen, Braten und Backen deren Entstehung erheblich.
Nach heutigem Kenntnisstand beruht die schädliche Wirkung von AGE v. a. auf zwei Mechanismen: Zum einen beeinträchtigt die Glykierung von Enzymen und Hormonen wie Insulin deren Funktion. Zum anderen aktivieren AGE verschiedene Rezeptoren. In der Folge kommt es zu einer erhöhten Produktion von Sauerstoffradikalen und somit zu vermehrtem oxidativem Stress. Außerdem wird die Bildung proinflammatorischer Zytokine angeregt.
Offenbar bestehen Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von AGE und zahlreichen chronischen Krankheiten: Bei Diabetes können die Stoffe die Insulinempfindlichkeit verringern und Entzündungsprozesse fördern. Die Bindung von AGE an Endothelzellen erhöht die Gefäßsteifigkeit, was die Entstehung von Bluthochdruck fördert. Außerdem kann die Akkumulation von AGE atherosklerotische Prozesse verstärken. Des weiteren wurde bei Betroffenen mit chronischer Nierenkrankheit eine Ansammlung der Substanzen in den Nieren und in der Folge eine weitere Verschlechterung von deren Funktion beobachtet. Im Gehirn können AGE zur Bildung von Amyloid-Plaques, zur Tau-Phosphorylierung und zu Neuroinflammation beitragen, welche mit Alzheimer-Demenz in Verbindung stehen.
Lebensmittel , die von Natur aus viele AGE enthalten
- Butter
- Margarine
- Öle
- Nüsse
- Käse
- Rindfleisch
- Geflügel
- Tofu
- Fisch
- Eier
Zubereitungsart hat Einfluss auf die Endothelfunktion
Der Einfluss der Zubereitungsart von Lebensmitteln wurde in einer Studie demonstriert, an der Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes teilgenommen hatten. Nach zwei Mahlzeiten mit identischen Zutaten wurde jeweils die Endothelfunktion gemessen. Die Lebensmittel wurden entweder gekocht, gedünstet, gebacken oder frittiert. Nach dem Verzehr der Speisen aus dem Ofen oder der Fritteuse war die AGE-Konzentration signifikant höher und die Endothelfunktion war signifikant schlechter.
Weil damit trotzdem nicht bewiesen war, dass die AGE-Konzentration die Ursache für die schlechtere Endothelfunktion war, wurde ein zweites Experiment mit einem Proteindrink durchgeführt. Dieser wurde in An- oder Abwesenheit von Glukose erhitzt. Bei Ersterem konnte eine erhöhte AGE-Konzentration im Blut sowie eine schlechtere Endothelfunktion nachgewiesen werden.
Der Autor plädiert dafür, sich der Gefahr durch AGE bewusst zu sein und auf eine gesunde Ernährung mit schonenden Zubereitungsmethoden zu achten. Er weist aber auch darauf hin, dass die Auswirkungen der Substanzen auf die Gesundheit noch unzureichend untersucht sind.
Quelle: Stirban OA. InFo Diabetologie 2025; 19: 34-37