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Grippeimpfung in der Schwangerschaft hat keine besonderen Risiken

Autor: Michael Brendler

Die Immunisierung der Mütter hatte weder auf das Geburtsgewicht oder die Größe der Neugeborenen noch auf die Rate der Tot- oder Frühgeburten Einfluss. Die Immunisierung der Mütter hatte weder auf das Geburtsgewicht oder die Größe der Neugeborenen noch auf die Rate der Tot- oder Frühgeburten Einfluss. © iStock/Prostock-Studio
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Von einer Grippeschutzimpfung in der Schwangerschaft profitieren sowohl Mutter als auch das Kind. Der Zeitpunkt der Vakzinierung scheint dabei von untergeordneter Bedeutung zu sein.

Eine Impfung gegen Influenza in der Schwangerschaft schützt nicht nur die Frauen vor der Virusgrippe, sie sorgt auch für den Nestschutz der Kinder in den ersten Lebensmonaten. In einer Reihe von Studien hatte die Bill & Melinda Gates Foundation nun testen lassen, welche Vorteile genau die Immunisierung in der Schwangerschaft werdenden Müttern und ihrem Nachwuchs bringt.

In erster Linie interessierten sich die Wissenschaftler für die Frage, ob sich der Schutz für die Kleinen optimieren lässt. Denn erst im Alter von sechs Monaten können Kleinkinder die erste eigene Impfung gegen die echte Virusgrippe erhalten.

Zeitpunkt der Impfung ist wohl ohne Bedeutung

Professor Dr. Saad Omer vom Yale Institute for Global Health hat mit seinen Kollegen die Studien aus Nepal, Südafrika und Mali mittels einer gepoolten Datenanalyse ausgewertet. In allen drei Arbeiten war untersucht worden, in welchem Maß sich die Rate der Influenzainfektionen mittels einer trivalenten inaktivierten Vakzine, die der Mutter gegeben wurde, senken lässt.

Tatsächlich hatte die mütterliche Impfung bei 56 % der 9800 lebend geborenen Kinder in den ersten beiden Lebensmonaten für den Schutz vor der Grippe gesorgt. In den Monaten drei und vier fiel die Rate auf 39 % ab. Zum Ende des Beobachtungszeitraums hin, in den Monaten fünf und sechs, war der protektive Effekt mit 19 % nur noch schwach ausgeprägt. 42 % der gut tausend geimpften Mütter hatten ausreichend Antiköper entwickelt, um selbst einer Ansteckung mit der Virusgrippe zu entgehen. Im ersten halben Jahr nach der Entbindung waren sogar 60 % der Frauen geschützt.

Der Zeitpunkt der Immunisierung hatte bei den Kindern keinerlei Einfluss auf die Schutzwirkung. Mütter wiederum schienen eher von einer Spritze nach der 29. Schwangerschaftswoche als von einer früheren Impfung zu profitieren. Diese Beobachtung erklären die Autoren jedoch angesichts gegenteiliger Befunde aus anderen Untersuchungen mit statistischen Verzerrungen.

Belastbarer hingegen sind die Daten zur Sicherheit: Die Immunisierung der Mütter hatte weder auf das Geburtsgewicht oder die Größe der Neugeborenen noch auf die Rate der Tot- oder Frühgeburten Einfluss. Als Herausforderung sehen die Autoren allerdings nach wie vor die Immunitätslücke zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensmonat der Kinder. Möglicherweise, so ihr Vorschlag, könnten höhere Impfstoffdosen oder die Kombination mit Adjuvanzien den Nestschutz verlängern.

Quelle: Omer SB et al. Lancet Respir Med 2020; 8: 597-608; DOI: 10.1016/S2213-2600(19)30479-5