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Heimbeatmung bei COPD senkt womöglich Sterblichkeit und Komplikationsrate

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Die Lebensqualität wurde durch die nicht-invasive Beatmung zu Hause wohl nicht verbessert. Die Lebensqualität wurde durch die nicht-invasive Beatmung zu Hause wohl nicht verbessert. © iStock/Branimir76
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In der Klinik profitieren COPD-Patienten mit respiratorischer Insufizienz von einer maschinellen Beatmung. Wie aber soll es nach der Entlassung zu Hause weitergehen?

Kommt es zu einem akuten COPD-Schub und zur respiratorischen Insuffizienz, profitiert der Patient von einer maschinellen Beatmung in der Klinik. Aber wie geht es langfristig nach der Entlassung zu Hause weiter? Die nicht-invasive Heimbeatmung, die über dicht sitzende Gesichtsmasken erfolgt, erfreut sich dabei zunehmender Beliebtheit. Echte Beweise für einen Nutzen fehlen bislang.

Nach denen haben nun Dr. Michael­ E. Wilson von der Mayo Clinic Rochester und seine Kollegen gesucht. In ihrer Metaanalyse ver­glichen sie die Resultate nach Einsatz der häuslichen Atemunterstützung über mindestens einen Monat mit den Behandlungsergebnissen, die sich ohne eine solche Heimbeatmung erzielen ließen. Sie fanden insgesamt 33 Studien mit mehr als 51 000 Teilnehmern, von denen im Verlauf der einzelnen Untersuchungen 434 starben und 27 eine endo­tracheale Intubation benötigten. Die Forscher schlüsselten nach der Art der Atemhilfe auf und fanden, dass unter der Bilevel-Positive-Airway-Pressure-Therapie (BPAP) signifikant weniger Patienten starben (Odds Ratio, OR 0,66), in die Klinik eingewiesen wurden (OR 0,22) und seltener intubiert werden mussten (OR 0,34) als ohne die technische Unterstützung. Die Lebensqualität besserten die Maschinen anscheinend nicht.

Unter der nicht-invasiven Heimbeatmung (Home Mechanical Ventilation, HMV) mussten zwar nur etwa halb so viele Patienten ins Krankenhaus als ohne das Gerät (OR 0,50). Die Sterberate sank jedoch nicht. Insgesamt traten Komplikationen unter der Beatmung nicht wesentlich öfter auf als ohne die Unterstützung.

Etliche Fragen bleiben ungeklärt

Die Autoren warnen allerdings vor voreiligen Schlussfolgerungen: Die Evidenzlage für die Daten ist mäßig bis gering, zudem lassen sich im Hinblick auf die Lebensqualität gar keine sicheren Aussagen treffen. Auch das Team um den Pneumologen und Intensivmediziner Dr. John Coleman von der North­western University in Chicago sieht in seinem Kommentar nach wie vor etliche ungeklärte Fragen: Setzten die behandelnden Ärzte die Heimbeatmung kurz nach einer Exazerbation oder bei langfristig stabilen Patienten ein? Welcher arterielle CO2-Wert galt als Schwelle, um mit der Beatmung zu beginnen? Mit welchen Parametern genau erfolgte die Atemhilfe? Weitere Studien, die direkt vergleichbare Daten liefern, sind überfällig, so die Autoren.

Quellen:
1. Wilson ME et al. JAMA 2020; 323: 455-465; DOI: 10.1001/jama.2019.22343
2. Coleman JM 3rd et al. A.a.O.: 421–422; DOI: 10.1001/jama.2019.22484