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Kardiovaskuläre Diabetesfolgen Indikatoren sind bestimmte Metaboliten des Zucker- und Fettstoffwechsels

Autor: Dr. Daniela Erhard

Ob Canagliflozin auch das Herz schützt, zeigt sich an Blutproben. Ob Canagliflozin auch das Herz schützt, zeigt sich an Blutproben. © totojang1977 – stock.adobe.com
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Kardiovaskuläre Probleme gehören zu den Folgen eines Typ-2-Diabetes. Warnhinweise für einige Herzerkrankungen lassen sich offenbar schon Jahre vorher finden – im Blut.

Inhibitoren des Natrium-Glukose-Transporters 2 (SGLT2), sogenannte Gliflozine, senken nicht nur die Blutzuckerkonzentration bei Patient*innen mit Typ-2-Diabetes, sondern auch das Risiko für Herz- und Niereninsuffizienz. Das liegt vermutlich daran, dass diese Substanzen – abgesehen davon, dass sie die Glukoseresorption verringern – auch den Stoffwechsel in Richtung Lipolyse verschieben. Dieser Effekt tritt wohl schon innerhalb weniger Wochen ein. Wie die Ergebnisse langfristig aussehen, ist aber unbekannt.

Aussagekräftige Marker: freie Fettsäuren und Glycerol

Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, haben Wissenschaftler*innen die Ergebnisse der CANVAS-Studie noch einmal herangezogen. Diese hatte die Behandlung eines Typ-2-Diabetes mit Canagliflozin auch im Hinblick auf die kardiovaskuläre Gesundheit untersucht. Aus den Daten ermittelte das internationale Team um Professor Dr. Ele Ferrannini
vom CNR Institut für klinische Physiologie in Pisa nun gezielt die Häufigkeit von Herzinsuffizienzen, Herzinfarkten und kardiovaskulären Todesfällen – und setzte diese in Bezug zu verschiedenen Stoffwechselparametern, die sich in eingelagerten Blutproben der Proband*innen finden ließen. Dabei erwiesen sich zwei Marker als besonders aussagekräftig: die freien Fettsäuren und die Glycerol-Konzentration.

Neben den Follow-up-Daten der Studie stand den Autor*innen Nüchternblut von 3.581 Teilnehmenden zur Verfügung. Dieses war vor Studien-einschluss eingefroren worden. Für den Großteil der Patient*innen lagen zudem weitere Proben vor, die nach einem oder zwei Jahren genommen worden waren. 136 Personen bekamen im Verlauf der Studie eine Herzinsuffizienz, die eine stationäre Aufnahme erforderlich machte. Im Median geschah dies nach 3,3 Jahren, und die Betroffenen hatten bereits zu Beginn auffällig niedrigere Konzentrationen an freien Fettsäuren (FFA) im Blut als die übrigen Teilnehmenden.

Vor allem Proband*innen, die schon in der Vergangenheit eine hospitalisierungspflichtige Herzinsuffizienz (hHF) hatten, liefen Gefahr, während des Follow-ups eine erneute Episode zu entwickeln. Obwohl nur 13 % der gesamten Kohorte eine entsprechende Anamnese hatten, entfiel jede dritte hHF auf diese Patient*innen. Ihr Risiko war damit fast 3,6-mal höher als bei den übrigen Teilnehmenden. Auch die FFA-Spiegel lagen bei den stationär Behandelten im Mittel nur bei 416 µmol/l, während vorerkrankte Proband*innen ohne neue hHF im Schnitt 504 µmol/l im Blut hatten. Unterm Strich ließ sich mit dem Rechenmodell der Autorengruppe prognostizieren, dass sich das Risiko für eine hHF mit jeder Abnahme des FFA-Spiegels um 172 µmol/l verdoppelt.

Insulintherapie als weiterer Risikofaktor

Einen Zusammenhang in derselben Größenordnung fanden Prof. Ferrannini und seine Kolleg*innen, als sie die Proben derjenigen untersuchten, die an einer kardiovaskulären Erkrankung (271 Personen) oder aus einem anderen Grund (127 Personen) verstorben waren. Patient*innen mit hohen FFA-Werten traf es seltener als solche mit niedrigen. Zudem entpuppte sich der Glycerol-Gehalt als weiterer Prädiktor. Dabei schadeten hohe Werte allerdings und gingen mit einer Risikoerhöhung  einher. Unabhängig davon erwies sich eine Insulintherapie als weiterer Risikofaktor für hHF, kardiovaskuläre Erkrankungen oder Versterben.

Möglicherweise, so die Autor*innen, helfen höhere FFA-Level bei einer bestehenden HF, das Myokard besser mit Energie zu versorgen und weitere Schäden zumindest zu verzögern. Da die Spiegel bei den Probanden mit Canagliflozin-Therapie deutlich stärker anstiegen als im Placeboarm, könnte der Wirkstoff diesen Einfluss verstärken. Um dies zu belegen, waren die Daten nicht aussagekräftig genug.

Quelle: Ferrannini E et al. Diabetes Care 2022; 45: 1893-1899; doi: 10.2337/dc21-2398