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Individuelles Vorgehen bringt Brandwunden zum Abheilen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Vor der Wundklassifikation müssen Hautblasen und Verunreinigungen abgetragen werden. Vor der Wundklassifikation müssen Hautblasen und Verunreinigungen abgetragen werden. © iStock.com/choja
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Erstgradig, zweitgradig, drittgradig – die Therapie von Verbrennungen richtet sich ganz wesentlich nach deren Ausmaß. Schmerzarm soll die Behandlung sein, die Abheilung zügig und narbenfrei. Dafür gibt es je nach Wundlokalisation und Patientenzustand diverse Möglichkeiten.

Flächenmäßig kleine Verbrennungen schließen eine erhebliche Narbenbildung nicht aus. Für den Betroffenen können Narben eine lebenslange Stigmatisierung bedeuten. Mitunter sind wegen funktioneller bzw. ästhetischer Defizite Korrekturoperationen nötig, heißt es in der neuen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. Nur eine interdisziplinäre Behandlung in einem erfahrenen Zentrum sichert den optimalen Therapieerfolg.

Der Behandlung geht zunächst die Beurteilung der Wunde voraus (inkl. Fotodokumentation). Die Verbrennungsgrade beschreiben dabei die Tiefenausdehnung. Etwaige Hautblasen, Ruß oder ähnliche Verunreinigungen müssen vor der definitiven Einteilung abgetragen werden. Erstgradige Verbrennungen kommen wie ein schmerzhafter Sonnenbrand daher, definitionsgemäß ist nur die Epidermis betroffen. In diesem Fall genügen pflegende Salben. Auf eine antimikrobielle Therapie oder einen Verband kann man in der Regel verzichten.

Bei der oberflächlichen zweitgradigen Verbrennung (Grad 2a) bilden sich Blasen und der Patient hat starke Schmerzen. Der Wundgrund aber ist rosig und die Haare sind fest verankert. Zur Therapie gehört die Reinigung mit desinfizierenden Lösungen – Wunddebris und Co. beeinträchtigen die Heilung – ebenso wie eine adäquate Wundabdeckung.

Grade 2a und 2b klinisch schwer zu unterscheiden

Das Débridement erfolgt unter aseptischen Bedingungen, möglichst schmerzfrei und schonend (z.B. mit Bürste und Schwamm). Bei klinisch manifester Infektion ist ein operatives Débridement mit Entfernung des betroffenen Gewebes angezeigt. Für die Okklusivverbände werden inaktive, aktive oder biologische Auflagen genutzt. Auch wundheilungsfördernde Salben, medizinischer Honig und Fettgaze kommen mitunter zum Einsatz.

Eine tiefe zweitgradige Verbrennung (Grad 2b) unterscheidet sich von der oberflächlichen unter anderem durch den blassen Wundgrund und den Mitbefall der Hautanhangsgebilde (Haare leicht entfernbar). Der Übergang lässt sich klinisch aber gar nicht so leicht beurteilen – vor allem, wenn es um die Operationsbedürftigkeit geht. Dann kommt der Begriff „Verbrennung unbestimmter Tiefe“ ins Spiel.

Eine mögliche Behandlungsstrategie sieht ein Débridement und einen temporären Hautersatz bzw. antiseptische Verbände vor. Heilt die Wunde binnen maximal drei Wochen nicht, steht eine Spalthauttransplantation an. Denn das Risiko für die Entwicklung einer hypertrophen Narbe erhöht sich stark, wenn die Heilung einer zweitgradigen Verbrennung länger als drei Wochen dauert.

Bei eindeutiger Diagnose eines Grad 2b sollte das nekrotische Gewebe unter Schonung des vitalen Wundgrunds entfernt werden, was z.B. mittels tangentialer Exzision oder enzymatischen Débridements gelingt. Eine infektfreie tiefe zweitgradige Wunde sollte in gleicher Sitzung mit Spalthaut gedeckt werden, wenn Ausdehnung, Lokalisation und der Zustand des Patienten dies erlauben. Alternativ kommt ein steriler temporärer Hautersatz infrage – mit autologer Spalthautapplikation in einer zweiten Sitzung.

Wohin mit den Patienten

19 Zentren für schwerbrandverletzte Erwachsene gibt es in Deutschland. Diese sind bei der Zentralen Anlaufstelle für die Vermittlung von Krankenhausbetten für Schwerbrandverletzte in Hamburg gemeldet. Eine Übersicht – auch für Zentren, die betroffene Kinder behandeln – finden Sie auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin.

Defektdeckung am besten einzeitig mit Spalthaut

Eine Verbrennung dritten Grades umfasst die komplette Dermis, der Wundgrund ist weiß und lederartig hart, die Haare fehlen und der Patient spürt im betroffenen Areal keine Schmerzen (niedrigerer Analgetika-Bedarf). Therapeutisch setzen Chirurgen je nach Größe und Lage der Wunde auf eine tangentiale oder epifasziale Nekrektomie. Nur wenn die geschädigte Haut entfernt wird, kann die Läsion ungestört heilen. Patienten profitieren von einer zeitnahen Therapie auch hinsichtlich Morbidität (und vereinzelt Mortalität). Die Defektdeckung erfolgt am besten einzeitig mit Spalthaut, bei großen Wunden bzw. kritischem Zustand des Patienten mit temporärem Hautersatz. Ein Sonderfall sind ausgedehnte Verbrühungen und Verbrennungen an Extremitäten oder Hals bzw. Rumpf, die mindestens zwei Drittel der Zirkumferenz betreffen oder zirkulär sind. In solchen Fällen soll die Indikation für eine Escharotomie geprüft werden, bei der Verbrennungsschorf bzw. die Wunde eingeschnitten wird.

Quelle: S2k-Leilinie „Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen“, AWMF-Register-Nr. 044-001, www.awmf.org