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Schwankende Schlafdauer Kurze Nächte schwächen das Hirn

Autor: Dr. Vera Seifert

Dauerhaft wenig Schlaf erhöht das Risiko für die Entwicklung von Demenz. Dauerhaft wenig Schlaf erhöht das Risiko für die Entwicklung von Demenz. © Satjawat – stock.adobe.com
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Schlechter Schlaf und kognitive Probleme gehen Hand in Hand: Bis zu 90 % der Demenzpatienten berichten von gestörtem Schlaf bereits vor dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome. 

Ursprünglich ging man davon aus, dass eine schleichende Degeneration der Schlafzentren im Gehirn den Zusammenhang erklärt. Allerdings könnte auch zu kurzer oder unregelmäßiger Schlaf pathologische Prozesse begünstigen, die Demenzerkrankungen zugrunde liegen, wie Forscher aus den USA berichten.

Für ihre retrospektive Längsschnittstudie nutzten Dr. Samantha Keil von der University of Washington und ihre Kollegen Daten der Seattle Longitudinal Study. Darin hatten 826 Teilnehmer von 1993 bis 2012 zu fünf Zeitpunkten Angaben zu ihren Schlafgewohnheiten gemacht. Von 1997 bis 2019 waren sie außerdem wiederholt neuropsychologisch untersucht worden (u.a. mittels Mini-Mental-Status-Test und Mattis-Demenz-Skala). Das Durchschnittsalter lag zu Beginn der Studie bei rund 76 Jahren.

Eine Schlafdauer von bis zu sechs Stunden täglich klassifizierten die Forscher als kurz, sieben Stunden als mittel und mehr als acht Stunden als lang. Das Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung im Langzeitverlauf stieg für jene Senioren, die dauerhaft weniger als sechs Stunden schliefen, stark an (Hazard Ratio, HR, 2,79). Aber auch Menschen mit einer großen Variabilität ihrer Schlafdauer waren stärker gefährdet (HR 2,22). Dagegen hatten Teilnehmer, deren Schlafdauer sich über die Zeit kontinuierlich verkürzt hatte, kein erhöhtes Risiko für kognitive Einschränkungen.

Für die Schlafvariabilität als Demenztreiber haben die Autoren verschiedene Erklärungen. Sie könnte etwa durch somatische oder psychiatrische Komorbiditäten von Schlafstörungen zustande kommen wie Depression, chronische Schmerzen oder Diabetes.

Im Schlaf reinigt sich das Gehirn selbst

Im Schlaf ist fast nur das glymphatische System aktiv, das mutmaßlich zum Abbau von Eiweißen wie Beta-Amyloid, Tau-Protein oder Alpha-Synuclein im Gehirn beiträgt. Schlafentzug scheint diese Clearance zu verlangsamen, was das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen könnte.

Quelle: Keil S et al. JAMA Network Open 2023; 6: e2346006; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.46006