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Multiple Sklerose Tückischer Schlafmangel

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Warum der Schlafmangel mit einer verstärkten MS-Inzidenz einhergeht, ist derzeit noch unklar. Warum der Schlafmangel mit einer verstärkten MS-Inzidenz einhergeht, ist derzeit noch unklar. © blueringmedia – stock.adobe.com
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Viele durchgemachte Nächte in jungen Jahren können sich böse rächen. Einer Studie zufolge erhöht chronischer Schlafmangel bei Jugendlichen das Risiko, später eine MS zu entwickeln.

Ein weiteres Argument für genügend Schlaf: Jugendliche, die nachts nicht zur Ruhe kommen, erkranken später häufiger an Multipler Sklerose. So das Ergebnis einer populationsbasierten Fallkontrollstudie aus Schweden mit mehr als 5.000 Probanden. Die Auswertung ergab, dass Menschen mit ausreichend Schlaf in der Adoleszenz (sieben bis neun Stunden) erheblich seltener eine MS entwickeln als solche mit weniger als sieben Stunden (Odds Ratio, OR, 1,4). Und dieser Effekt ist offenbar dosisabhängig.

Wechsel der Schlafenszeiten war unerheblich

Auch die Qualität des Nachtschlafs zählt. Probanden, die diese als gering einschätzten, trugen ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko für die disseminierte Enzephalomyelitis (OR 1,5). Ein Wechsel der Schlafenszeit zum Beispiel zwischen Arbeits- bzw. Schultagen und Wochenenden hatte dagegen keinen negativen Einfluss, schreiben Prof. Torbjörn Åkerstedt von der Universität Stockholm und Kollegen. Erstaunlicherweise spielte auch die Schichtarbeit in dieser Studie keine Rolle, denn frühere Ergebnisse deuteten darauf hin, dass gerade diese Form der zirkadianen Rhythmusstörung mit einem erhöhten Risiko für die demyelinisierende Erkrankung verbunden ist.

Warum der Schlafmangel mit einer verstärkten MS-Inzidenz einhergeht, ist derzeit noch unklar. Die Autoren vermuten, dass eine erholsame Nachtruhe im jungen Alter für die Entwicklung eines gesunden Immunsystems benötigt wird. Störungen könnten z.B. inflammatorische Prozesse anstoßen. Aufgrund ihrer Ergebnisse betonen sie den Stellenwert einer konsequenten Aufklärung von Jugendlichen und ihren Eltern über die negativen Konsequenzen einer chronisch verkürzten Nachtruhe.

Quelle: Åkerstedt T et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2023; DOI: 10.1136/jnnp-2022-330123