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Stuhltransplantation Mikrobiota-Transfer auch bei Colitis ulcerosa und Arzneimittelresistenz interessant

UEG Week 2023 Autor: Kathrin Strobel

Ob die FMT ein sinnvolles Add-on zu einer Anti-PD-1-Therapie bei Tumorerkrankungen sein kann, ist noch unklar. Ob die FMT ein sinnvolles Add-on zu einer Anti-PD-1-Therapie bei Tumorerkrankungen sein kann, ist noch unklar. © Microgen – stock.adobe.com
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Seit einigen Jahren liegt die fäkale Mikrobiota-Transplantation im Trend. Immerhin für manche Indikationen sind die bisherigen Daten vielversprechend.

Die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) ist in der Behandlung von wiederkehrenden Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) inzwischen etabliert. Sie kommt zum Einsatz, wenn bereits zum dritten Mal eine CDI auftritt. Bei Patienten mit schwerer Infektion oder besonderen Vorerkrankungen kann das Verfahren auch schon früher versucht werden, erklärte Dr. Josbert Keller, Universitätsklinikum Leiden. Nur äußerst selten kommt es bei der Behandlung zu schweren Nebenwirkungen. Früher oder später wird die FMT vermutlich ersetzt werden durch standardisierte Produkte, die ein klar definiertes Set an Bakterienstämmen erhalten, so der Experte. Bis dahin vergeht aber wohl noch etwas Zeit.

Die Clostridioides-difficile-Therapie mithilfe der FMT sei eine „solide Basis“, von der aus man sich in Richtung anderer Indikationen bewegen kann, sagte Prof. Dr. Christian Hvas, Universitätsklinikum Aarhus. Das Level an Komplexität nimmt dabei jedoch zu – denn von CDI über CED und Reizdarm hin zu anderen Entitäten wird der Einfluss des Mikrobioms auf die Erkrankung immer kleiner.

Aus seiner Sicht gilt es in den kommenden Monaten und Jahren zu klären, wie viel Substanz sich hinter dem FMT-Hype wirklich verbirgt. Für die Behandlung des Reizdarmsyndroms beispielsweise fehlt derzeit noch die Evidenz, erste Untersuchungen haben keinen Effekt der FMT gezeigt. Vielversprechende Daten gibt es dagegen für Colitis ulcerosa und die Multi Drug Resistance, so der Kollege. Einige Punkte bedürfen jedoch noch weiterer Forschung, z.B. die Auswahl des Spenders, die Vorbehandlung des Patienten, das Therapieregime (Dosis? Frequenz?) und die optimale Erhaltungstherapie.

Erste Studienergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die FMT bei Patienten mit Zirrhose wirksam sein könnte. Unter der Behandlung besserten sich hepatische Enzephalopathie und zirrhosebedingte Begleitsymptome.

Einsatz bei Zirrhose und als Add-on in der Krebstherapie

Bei dieser Patientengruppe gilt es aber, die erhöhte Vulnerabilität und das gesteigerte Risiko für eine Bakteriämie zu bedenken, mahnte Prof. Hvas. Weitere Studien zur FMT bei Zirrhose laufen.

Ob die FMT ein sinnvolles Add-on zu einer Anti-PD-1-Therapie bei Tumorerkrankungen sein kann, ist noch unklar. Erste Studien lieferten unterschiedliche Ergebnisse. Weitere Indikationen für die FMT werden derzeit untersucht, so der Kollege. Dazu gehören Morbus Parkinson, die alkoholische Hepatitis, metabolische Lebererkrankungen, Morbus Crohn und die diabetische Neuropathie.

Quelle: United European Gastroenterology Week 2023