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Chemisches Peelings Mit viel Säure gegen Hautprobleme

Autor: Dr. Susanne Gallus

Bei dieser Frau wurde ein TCA-Peeling durchgeführt. Die Haut wird sich in ein paar Tagen regeneriert haben. Bei dieser Frau wurde ein TCA-Peeling durchgeführt. Die Haut wird sich in ein paar Tagen regeneriert haben.
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Glykol-, Salicyl- oder Trichloressigsäure? Chemische Peelings haben verschiedene Einsatzgebiete und lassen sich im Mosaik, nacheinander oder flächig anwenden. Indikationen gibt es zuhauf. Was unterscheidet die Substanzen?

Chemische Peelings gibt es je nach gewünschter Eindringtiefe. Der Anwender muss sich aber nicht nur mit der Substanz auskennen. Auch der Hauttyp der Patienten spielt eine Rolle, so Prof. Dr. Claudia­ Borelli­ vom Universitätsklinikum Tübingen. „Man sieht es den Menschen ja gar nicht unbedingt an“, doch der genetische Background gibt wichtige Infomationen darüber, wie die Haut reagiert.

Die Gretchenfrage lautet: Rezeptur oder Industrieprodukt? „Es ist typisch, dermatologisch eine Rezeptur aufzuschreiben“, meint Prof. Borelli. Gleichzeitig muss mit dem Apotheker besprochen werden, ob dieser überhaupt technisch und personell dazu in der Lage ist. Auch bei Kaufprodukten gibt es Wichtiges vorab zu klären: Was ist das Besondere an der Formulierung? Wie verhält sie sich beim Auftragen und auf der Haut, verändert sie sich und wird z.B. flüssiger? Braucht man eine Neutralisationslösung?

Hinsichtlich der Indikation sind der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt: Akne, kleine Narben, Hautverschönerung, Anti-Aging, Seborrhö, aktinische Keratosen, Rosazea, Hyperpigmentierungen und auch die Keratosis pilaris sind mögliche Einsatzgebiete. Ein oberflächliches Peeling (z.B. mit Frucht- oder Salicylsäure) wiederholt man alle zwei bis vier Wochen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. UV-Aufklärung und Bilddokumentation sind selbstverständlich. Die Kombination von Peeling und Farbstoff- bzw. Gefäßlaser – z.B. bei Rosazea mit Teleangiektasien – erzielt ebenfalls gute Ergebnisse. „Ich mache das aber nie in einer Sitzung“, so die Dermatologin. 

Vor einem mitteltiefen Peeling (z.B TCA plus Jessner*) sollten die Patienten zudem Aciclovir zur Herpesprophylaxe erhalten. Mitteltiefe Peelings setzt man z.B. bei leichten Falten, Falten am Hals oder aktinischen Keratosen ein. Ein tiefes Peeling – z.B. mit Phenol – wird dagegen bei starken Falten, Herabsacken der Gesichtszüge oder ebenfalls aktinischen Keratosen angewendet.

Fruchtsäuren (AHA) 

Glykolsäure kann man entweder als Peeling (20–70 %) oder in der täglichen Pflege (5–15 %) einsetzen. Sie hat wenig Nebenwirkungen und ist gut verträglich. „Deshalb ist das die Substanz, die ich gerne verwende“, betonte Prof. Borelli. Mögliche Indikationen sind Melasma, Hyperpigmentierungen, Akne, Rosazea und die Verbesserung des Hautbildes. Glykolsäure muss mit Natriumdicarbonat neutralisiert werden.

Milchsäure zeigt einen milden Peelingeffekt und wird bei Akne häufig eingesetzt. Mandelsäure gibt es als Lotion oder Gel in einer 40–50%igen Konzentration. Benutzt wird sie zur Verbesserung der Hauttextur bei pustulöser Akne, Acne excoriée und Melasma. Sie eignet sich eher bei dunklen und weniger sensiblen Hauttypen.

Salicylsäure

Salicylsäure wirkt antientzündlich, keratolytisch und komedolytisch. Sie ist daher ideal bei Akne. Allerdings spielt die Größe des Einsatzgebietes eine Rolle: Man behandelt nur Dekolleté oder Gesicht oder oberen Rücken. „Sonst wird die Salicylsäure möglicherweise aufgenommen und wirkt dann toxisch“, warnte Prof. Borelli. Glykol- und Salicylsäure erzielen auch zusammen gute Effekte, z.B. bei Rosazea­ oder Hyperpigmentierungen (20 % Glykol- und 10 % Salicylsäure), und sind verhältnismäßig schonend.

Retinsäure

Retinol steigert die Teilungsrate der Zellen und regt die Kollagensynthese an. Damit fördert es die Hautstraffung und reduziert Fältchen. Es wird auch bei Akne, Narben oder Pigmentflecken eingesetzt. Ideal ist Retinsäure für Patienten mit dicker, öliger Haut, da sie für 8 h auf der Haut belassen wird. Es kommt allerdings zu einem gewissen Gewöhnungseffekt.

Trichloressigsäure (TCA)

TCA gibt es in Konzentrationen von 15–50 % (oberflächliches Peeling bis 35 %). Sie wirkt eher kaustisch, zeigt einen gleichmäßigen Frost (s. Kasten) und kann nicht neutralisiert werden. Sie geht aber auch nicht ins Blut über. Die ersten zwei bis drei Minuten sind für den Patienten mitunter schmerzhaft. Ein Ventilator zur Kühlung und ein ablenkendes Gespräch können daher sehr hilfreich sein. „Man sollte nie die Sprache als Möglichkeit, dem Patienten den Schmerz zu nehmen, vergessen“, erinnerte Prof. Borelli. 

Kein Frust bei Frost

Je nach verwendetem Peeling und Peelingtiefe bildet sich der Gesichtsfrost. Frost bei der TCA ist gleichmäßig weiß, bei Jessner dagegen fleckig weiß. Ein grauer Frost, wie er nach Phenol entsteht, sollte einem in Erinnerung rufen, dass man mit dem Peeling ganz schön tief arbeitet. Nicht zu verwechseln ist Frost mit Pseudofrost-Kristallen, die z.B. nach einem Salicylsäurepeeling auftreten.

Ein typisches „Weekendpeeling“ ist z.B. 20–25%ige TCA. Damit lassen sich leichte Fältchen oder die Hauttextur bessern. Es wird donnerstags aufgetragen, die Haut schält sich übers Wochenende und das verbleibende Erythem lässt sich montags gut abdecken. Zudem kann man die TCA mit anderen Peelings oder Verfahren kombinieren:

  • Monheit-Version: 35 % TCA und Jessner-Lösung
  • Brody-Version: 35 % TCA und CO2-Laser
  • Coleman-Version: 35 % TCA und 70%ige Glykolsäure
  • Wiest-Walker-Version: 35 % TCA und Peel Nr.2 deep (Salicyl- und Glykolsäure)

Phenol-Peeling

Phenol ist toxisch, desinfizierend und ein tiefes Peeling, das sich nicht neutralisieren lässt. Vor dem Auftragen muss es ständig gerührt werden. Für bestimmte Regionen, z.B. partiell um den Mund oder die Lidregion (Augenschutz!), ist es eine gute Option. Komplette Gesichtspeelings sollten nur unter Vollnarkose (inklusive LA-Nervenblock) und am bestem im stationären Setting oder unter engmaschiger Kontrolle durchgeführt werden. Dauert das Peeling länger als eine Stunde, kann Phenol kardiotoxisch wirken, warnt die Expertin. Die Epithelialisierung braucht etwa 10–14 Tage. Man unterscheidet zwischen der Hetter- und der Baker-Gordon-Variante. 

Bei Phenol handelt es sich zwar laut BfArM um einen bedenklichen Stoff (letale Dosis 10 g), die Anwendung als Rezepturarzneimittel auf der Haut ist davon allerdings ausgenommen. Das Hauptproblem besteht im Croton-Öl. Ein ebenfalls bedenkliches Mittel, das die Phenolwirkung deutlich verbessert, für das es aber keine Ausnahmeregelung gibt. 

„Die Kunst beim Chemical Peeling liegt in der Nachbehandlung“, betonte Prof. Borelli. Dazu gehöre das Ablösen der Beläge mit Wattestäbchen, das meist eine gut eingearbeitete MFA aus dem Team übernimmt. Zum Ablösen kann man z.B. Essigwasser oder Wismut-Galat-Puder verwenden, manche setzen auch Eigenblutprodukte ein. Auf ärztlicher Seite ist es besonders wichtig, den Patienten gut führen zu können.

* Gemisch; im Original aus Resorcin, Salicylsäure, Milchsäure und Ethanol, es gibt aber verschiedene Abwandlungen

Quelle: Dermatologie kompakt & praxisnah 2022