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Nach Mini-Magenbypass kann Galle an die Magenschleimhaut kommen

Autor: Dr. Moyo Grebbin

Jeder zehnte Minibypass wurde zurückoperiert. (Agenturfoto) Jeder zehnte Minibypass wurde zurückoperiert. (Agenturfoto) © Алексей Доненко – stock.adobe.com
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Eine neuere bariatrische Operationsmethode gilt als einfacher und schneller. Doch in der Nachsorge kann es zu Komplikationen kommen, über die man sich bewusst sein sollte.

Chirurgen wenden in Deutschland mittlerweile eine ganze Reihe unterschiedlicher bariatrischer Prozeduren an. „Wir müssen uns auch als Internisten, Allgemeinmediziner oder Diabetologen mit den Operationsverfahren auskennen, denn sie haben unterschiedliche Komplikationen und Nachsorgeansprüche“, erklärte Professor Dr. Jens Aberle, Universitäres Adipositas-Centrum in Hamburg-Eppendorf. „Neben Schlauchmagenoperationen und Magenbypässen ist jetzt ein neues Verfahren auf dem Vormarsch, so der Experte: der sogenannte ­Minibypass, auch Omega-Loop oder One- bzw. Single-Anastomosis ­Gastric Bypass (OAGB) genannt. Im Vergleich zum klassischen Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) gilt die neue Minibypassoperation als technisch etwas einfacher.

Langzeiteffekte befürchtet

Befürworter betonten, dass auch der Magen verkleinert werde, erklärte der Experte. Er sieht aber einen Nachteil bei der Technik: Gallensekret kann in Kontakt mit der Magenschleimhaut kommen. „Aus den Billroth-II-Operationen wissen wir, dass die Gallensäure mit einer Latenz von 10 bis 15 Jahren im Magen Karzinome erzeugt.“

Er stellte die Ergebnisse einer Head-to-Head-Studie, in der die beiden Verfahren OAGB oder RYGB randomisiert bei jeweils 117 Patienten verglichen wurden. Primärer Endpunkt war der prozentuale Anteil an Teilnehmern mit einem hohen Gewichtsverlust nach zwei Jahren. Etwa ein Viertel der Patienten wies Typ-2-Dia­betes auf. „Bei der Gewichtsreduktion sieht man keinen signifikanten Unterschied“, fasste Prof. Aberle zusammen. Mit Blick auf eine Dia­betesremission sei der Minibypass aber etwas effektiver, da die Resorptionsfläche stärker verkleinert werde. Allerdings gab es bei der neuen Methode mehr Nebenwirkungen: „Nach zwei Jahren ist bei einem Teil der Studienteilnehmer eine Magenspiegelung durchgeführt worden. Bei 16 % der OAGB-Patienten fand man Galle im Magen“, berichtete der Referent. Die Rate an schweren, unter anderem nutritiven, Komplikationen lag nach zwei Jahren nach OAGB etwa doppelt so hoch wie nach RYGB.

Unterschiedliche Verfahren und Komplikationen

„Zehn Prozent der Minibypass-Patienten wurden auf einen Roux-en-Y-Bypass zurückoperiert“, so der Referent. „Allerdings war zum Beispiel ein Anastomose-Ulcus deutlich seltener beim Minibypass. Bei beiden Verfahren gibt es unterschiedliche Komplikationen, mit denen man sich beschäftigen muss“, fasste Prof. Aberle zusammen.

Quelle: Diabetes Update 2020