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Neurodermitis: So funktioniert die Basispflege für Kinder

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Zu Beginn ein Pro­dukt ohne Harnstoff und antimikrobielle Sub­stanzen wählen. Zu Beginn ein Pro­dukt ohne Harnstoff und antimikrobielle Sub­stanzen wählen. © iStock/Radist
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Eine gute Basispflege kann bei Kindern mit atopischem Ekzem nicht nur die Symptome verringern. Sie reduziert auch die Zahl der akuten Exazerbationen und hilft so, topische Glukokortikoide einzusparen. Doch nicht alle Externa wirken gleich gut.

Typische Symptome der atopischen Dermatitis sind Juckreiz und Hauttrockenheit. Betroffen sind vor allem Kinder, das Ekzem kann allerdings auch bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Als primäre Therapiemaßnahme wird eine gute Basispflege empfohlen, die auf die Haut aufgetragen und dort belassen wird.

Abhängig von der Galenik lassen sich vier Typen unterscheiden: Lotion, Creme, Gel und Salbe. Es gibt viele Produkte, aber zu wenige Daten für die Einordnung der Wirkstärke, moniert ein britisches Autorenteam um Dr. Matthew­ J. Ridd von der University of Bristol. Die Evidenz zu dem Thema ist begrenzt.

Ein Cochrane Review mit 77 Studien und mehr als 6600 Teilnehmern kommt zu dem Schluss, dass die meisten Basispflegemittel die Zahl der akuten Exazerbationen und den Steroidbedarf verringern. Eine Überlegenheit bestimmter Mittel konnte jedoch nicht gezeigt werden. Dafür waren die meisten Studien schlichtweg zu klein.

Mittels einer Datenbankanalyse haben die Autoren noch zwei weitere Arbeiten aufgespürt. Die COMET-Studie bestätigte zwar die Besserung des Ekzems unter allen vier Formen der Basispflege. Aber für einen Vergleich der Wirksamkeit reichte auch in dieser Studie die Zahl der Teilnehmer nicht aus. In einer weiteren Arbeit wurden zwei Basispflegemittel getestet. Beide Cremes schnitten besser ab als ein Therapieverzicht. Um die Evidenzbasis zu stärken, haben die Autoren eine eigene Studie aufgelegt. Die Ergebnisse werden allerdings erst für 2021 erwartet.

Immer in Haarrichtung

  • Die Basispflege sollte im Allgemeinen mindestens zweimal täglich erfolgen.
  • Die Pflegemittel werden nach unten streichend aufgetragen (in Haarrichtung), damit sich keine Follikulitis bildet.
  • Reiben ist verboten, die Basispflege soll sanft einziehen.
  • Die Entnahme mit einem Löffel aus dem Salbentopf kann das Risiko eines Bakterienbefalls verringern.

Von der Basispflege nicht zu viel erwarten

Von der Vorstellung einer optimalen Basispflege, die bei allen Patienten hervorragend wirkt, wird man sich allerdings verabschieden müssen, dämpfen die Autoren hochfliegende Erwartungen. Und das liegt nicht nur an der dünnen Datenlage. Ein großes Hindernis ist die sehr vielgestaltige Symptomatik des atopischen Ekzems. Schließlich kann zum Beispiel die Hauttrockenheit schon beim selben Patienten je nach Körper­region variieren.

Schwere Ekzeme mit fetten Salben behandeln

Aktuell plädieren die britischen Kollegen für ein offenes Gespräch mit Eltern und älteren Kindern über die Wissenslücken bei der Basispflege. Dazu gehört auch, dass man noch nicht weiß, ob bestimmte Externa anderen überlegen sind. Außerdem kann sich die Wirkung im Lauf der Zeit ändern, abhängig vom Stadium des Ekzems (akut oder chronisch), aber auch von den befallenen Körperregionen. Besprochen werden sollten auch die Unterschiede der Galenik: So sind Salben besonders fettreich, lassen sich aber eventuell nur schwer auftragen und können aufgrund der Sichtbarkeit auch kosmetisch stören. Im Vergleich zu Cremes bieten Salben jedoch auch Vorteile bei schweren Ekzemen. Sie müssen weniger häufig aufgetragen werden und enthalten keine hautreizenden Zusatzstoffe. Cremes und Lotionen ziehen schneller ein, hinterlassen weniger Flecken auf der Kleidung und fallen im Gesicht weniger auf.

Topische Steroide nur bei sehr milden Formen verzichtbar

Zu Beginn der Therapie empfehlen die Autoren, ein Hautpflegemittel zu verschreiben, das weder Harnstoff noch antimikrobielle Substanzen enthält. Diese hautreizenden Ingredienzien bleiben schwierigen Fällen und infizierten Ekzemen vorbehalten. Am besten verordnet man zum Ausprobieren erst einmal je 100 g (gegebenenfalls verschiedene Mittel). Sobald der Patient dann seine optimale Basispflege kennt, erhält er eine größere Menge (500 g), damit genügend Vorrat da ist, z.B. für Kindergarten und Schule. Fast alle Kinder mit atopischer Dermatitis brauchen topische Steroide zur Therapie und zur Prophylaxe weiterer Exazerbationen. Lediglich bei sehr milden Formen kann darauf verzichtet werden. Auch hier sollte man sichergehen, dass die Familie einen hinreichenden Vorrat hat und die Glukokortikoide wie vorgesehen anwendet. Eine häufige Ursache für den Abbruch der Basispflege ist ein brennendes Gefühl auf der Haut. Dieses ist meist durch eine unzureichende antientzündliche Therapie ausgelöst und bessert sich daher nur durch den Einsatz von topischen Kortikoiden.

Quelle: Ridd MJ et al. BMJ 2019; 367: l5882; DOI: doi.org/10.1136/bmj.l5882