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Lungenkrebs Ein wirksames Duo

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Eine Radiotherapie scheint für Patient:innen mit NSCLC eine Alternative zur Operation darzustellen. Eine Radiotherapie scheint für Patient:innen mit NSCLC eine Alternative zur Operation darzustellen. © Honey – stock.adobe.com
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Die stereotaktische ablative Radiotherapie ist für Patient:innen mit NSCLC im Frühstadium eine Alternative zur Operation. Amerikanische Kolleg:innen testeten nun die Wirksamkeit und Sicherheit einer zusätzlichen Behandlung mit Nivolumab.

Was tun, wenn NSCLC-Patient:innen im Frühstadium aus medizinischen Gründen nicht operiert werden können oder den Eingriff ablehnen? Ebenso wie im Falle eines isolierten Lungenparenchym-Rezidivs bietet sich hier eine stereotaktische ablative Radiotherapie (SABR) an. Da jedoch häufig Rückfälle auftreten, wäre eine Optimierung der Resultate wünschenswert.

Vorangegangene Studien legten nahe, dass eine Immuntherapie die Behandlungsergebnisse einer Radio­chemotherapie bei Erkrankten mit NSCLC im Stadium III verbessern kann. Forschende um Prof. Dr. ­Joe Y. ­Chang vom MD Anderson Cancer Center in Houston verglichen jetzt die Effekte einer alleinigen SABR mit einer SABR und anschließender Immuntherapie (I-SABR) bei Personen mit NSCLC im Frühstadium.

Für ihre offene, randomisierte Phase-2-Studie rekrutierten sie an drei texanischen Krankenhäusern erwachsene NSCLC-Patient:innen:

  • im Stadium IA–IB (Tumor ≤ 4 cm, N0M0) ohne Vortherapie,
  • im Stadium IIA (≤ 5 cm, N0M0) ohne vorangegangene Behandlung, 
  • im Stadium IIB (> 5 cm und ≤ 7 cm, N0M0) ohne Vortherapie oder
  • mit einem isolierten parenchymalen Rezidiv (≤ 7 cm) nach Behandlung eines NSCLC ohne Fernmetastasen (M0).

Die Praxis verändernde Daten

Prof. Dr. ­Eric D. ­Brooks, University of Florida College of Medicine, Jacksonville, bezeichnete die Ergebnisse in seinem Editorial als „möglicherweise practice-changing“. Er nannte aber auch einige Limitationen, darunter die moderate Teilnehmer:innenzahl, die Heterogenität der Population und die spärliche routinemäßige PD-L1-Testung. Die Patient:innen hätten jedoch, ebenso wie in anderen Studien, unabhängig vom PD-L1-Status von Nivolumab profitiert. Obwohl es diesbezüglich nur wenige Daten gab, könne laut der Autor:innen die SABR die Expression von PD-L1 erhöht haben, die infolge von der Immuntherapie adressiert wurde. Der Kommentator wies jedoch darauf hin, dass die PD-L1-Expression innerhalb eines NSCLC heterogen ist und der Status sich zwischen Primärtumor und Metastasen unterscheiden kann.

Quelle:
Brooks ED. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)01464-

Das mediane Alter der Teilnehmenden betrug 72 Jahre. Die Erkrankten mit Neudiagnose (T1–3N0M0) machten mit 76 % bis 84 % den Hauptanteil aus. Von den 156 eingeschlossenen Personen (Intention-to-treat; ITT) erhielten 141 die für sie vorgesehene Behandlung (Per-Protokoll). Letztere bestand entweder aus einer alleinigen SABR (n = 75) oder aus einer I-SABR (n = 66) mit vier Zyklen Nivolumab. Als primärer Endpunkt diente das ereignisfreie Überleben (EFS) nach vier Jahren, wobei ein lokales, regionales oder entferntes Rezidiv, ein zweites primäres Bronchialkarzinom oder Tod als Ereignis gewertet wurden. 

Verbesserung des ereignisfreien Überleben

Im Rahmen der medianen Nachbeobachtungszeit von 33 Monaten verzeichneten die Studienautor:innen mit 77 % vs. 53 % eine signifikante Verbesserung des Vier-Jahres-EFS durch die zusätzliche Immuntherapie gegenüber der Kontrolle (HR 0,38; p = 0,0056). Diese Ergebnisse bestätigte auch die ITT-Auswertung (HR 0,42; p = 0,0080).

Eine Post-hoc-Subgruppenanalyse ergab, dass das EFS nach der I-SABR länger war als nach der SABR. Dies traf insbesondere zu für männliche Teilnehmer, Personen ≤ 72 Jahre (median), solche mit einem ECOG-Performance-Status von 0–1, einer neu diagnostizierten Erkrankung, einem Plattenepithel und einer Tumorgröße von ≤ 2 cm.

Im Zusammenhang mit der SABR verzeichneten die Autor:innen keine unerwünschten Ereignisse vom Grad 3 oder höher. Zehn Patient:innen in der I-SABR-Gruppe (15 %) erlitten immunologische unerwünschte Ereignisse vom Grad 3, die mit Nivolumab assoziiert waren. Es gab keine Fälle von Pneumonitis Grad 3 oder Toxizitäten vom Grad ≥ 4. Um die Ergebnisse zu bestätigen, läuft bereits die Rekrutierung für mehrere Phase-3-Studien.

Quelle:
Chang JY et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)01384-3