Brustkrebs Oxford-Debatte zum Stellenwert von Mastektomie versus Re-BET

DGS 2025 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Bei Lokalrezidiv nach Brusterhaltung ist eine Mastektomie Standard, eine Re-BET ist jedoch unter Umständen auch möglich.
Bei Lokalrezidiv nach Brusterhaltung ist eine Mastektomie Standard, eine Re-BET ist jedoch unter Umständen auch möglich. © Gorodenkoff – stock.adobe.com

Entwickeln Patient:innen mit frühem Mammakarzinom nach brusterhaltender OP plus Ganzbrust-Bestrahlung ein Lokalrezidiv in derselben Brust, gilt die Mastektomie als Standard. Im klinischen Alltag wird aber auch die erneute brusterhaltende Therapie mit Erkrankten diskutiert und umgesetzt.

Historisch habe sich die Mastektomie bei einem In-Brust-Rezidiv als Standard etabliert, was aber nicht ausreichend mit Literatur belegt sei, erläuterte PD Dr. David Krug, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Dies drücke sich darin aus, dass beispielsweise in den Empfehlungen der AGO Mamma eine erneute brusterhaltende Therapie (BET) mit Teilbrust-Bestrahlung eine ‚kann‘-Option darstellt – mit der Einschränkung, dass präoperativ evaluiert werden müsse, ob eine erneute Bestrahlung möglich ist. Der Experte hält dies für eine „zentrale Frage“.

PRO: Re-BET ist eine Option

Zahlreiche Untersuchungen und Publikationen belegten, dass die erneute BET der Mastektomie nur dann ebenbürtig bzw. zum Teil sogar überlegen sei, wenn die Patient:innen postoperativ erneut eine Strahlentherapie erhalten können. Zudem müsse man die Präferenz des/der Erkrankten beachten – ein Thema, das in der Literatur viel zu wenig beleuchtet werde. Laut Dr. Krug entscheiden sich die Betroffenen mehrheitlich aus Angst vor dem erneuten Rezidiv für eine Mastektomie. Nur etwa 10 % wählten den Brusterhalt. Das Argument Letzterer bestehe im Wunsch nach weniger Morbidität, einer besseren Wundheilung und einem besseren kosmetischen Ergebnis.

Die Angst vor dem Rezidiv lasse sich jedoch mit Daten widerlegen, erläuterte der Referent. Die postoperative Strahlentherapie (in der Regel eine Teilbrust-RT) sei sowohl für die Rate der Zweitrezidive als auch das OS und das brustkrebsspezifische Überleben ein statistisch signifikanter Faktor, damit so Behandelte gegenüber den mastektomierten Patient:innen keinen prognostischen Nachteil haben. Die BET plus Teilbrust-Bestrahlung sei onkologisch sicher und gehe mit einer niedrigen Rate an Grad-3-Toxizitäten (< 10 %) einher. Kommt eine Teilbrust-Bestrahlung infrage, stellt gemäß Dr. Krug der zweite Brusterhalt eine Option für ausgewählte Erkrankte dar.

CONTRA: Unzureichende Daten

PD Dr. Kai Borm, TUM Klinikum Rechts der Isar, München, kritisierte die unzureichende Evidenz in der Rezidivsituation. Es gebe nur wenige prospektive Studiendaten, meist handele es sich um einarmige Studien mit kleinen Fallzahlen und unterschiedlichen Bestrahlungstechniken bzw. Dosierungsschemata. Die Nachbeobachtungszeiten lägen meist nur im Bereich von etwa fünf Jahren, beim Mammakarzinom keine relevante Größenordnung. 

Daten aus der Primärbehandlung ließen sich nicht auf die Rezidivsituation übertragen, betonte der Kollege. Er wies darauf hin, dass Patient:innen mit einem In-Brust-Rezidiv per se zu einem Risikokollektiv gehörten. Zudem seien diese Erkrankten aufgrund der Vortherapien bereits körperlich belastet. Die Selektion müsse sowohl bezüglich der onkologischen Sicherheit als auch mit Blick auf Toxizität und das Wohlbefinden der Patient:innen verbessert werden.

Prospektive Studien aufsetzen

Einigkeit bestand darüber, dass es für eine bessere Entscheidungsgrundlage und Patient:innenselektion wichtig sei, prospektive Studien aufzusetzen. Diese sollen die Evidenz verbessern, auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Bestrahlungstechniken, die bei der Teilbrust-Bestrahlung zum Einsatz kommen.

Quelle:
Krug D, Borm K. 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie; Oxford-Debatte „Re-BET beim Rezidiv?“