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Praktische Tipps gegen Beschwerden nach bariatrischer OP

Autor: Dr. Andrea Wülker

Der Bauch muss sich erst einmal an die neuen, postoperativen Gegebenheiten gewöhnen. Ausreichend trinken, sehr gut kauen und langsam essen ist daher die Devise. Der Bauch muss sich erst einmal an die neuen, postoperativen Gegebenheiten gewöhnen. Ausreichend trinken, sehr gut kauen und langsam essen ist daher die Devise. © iStock.com/bymuratdeniz
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Nach einer Adipositas-OP reagiert der Magen-Darm-Trakt häufig empfindlich. Zum Glück helfen oft schon einfache diätetische Maßnahmen. Ein wichtiger Teil der langfristigen Nachsorge ist die Kontrolle des Ess­verhaltens und der Nährstoffzufuhr.

Eine bariatrische Operation kann im Hinblick auf eine Gewichtsreduktion und Stoffwechselprobleme viel Gutes bewirken. Allerdings erfordert ein solcher Eingriff auch eine dauerhafte und gründliche Umstellung des Essverhaltens – und dazu sollten adipöse OP-Kandidaten bereits vorab geschult werden.

Es ist ratsam, dass die Patienten schon vor dem Eingriff über den postoperativen Kostaufbau (Flüssigphase, Breiphase, leichte Vollkost), geeignete Portionsgrößen und gesundes Essen und Trinken Bescheid wissen. Dennoch treten nach bariatrischen Operationen häufig gastrointestinale Beschwerden auf. Welche das sind und was man dagegen tun kann, erklärte Dr. Tatjana Schütz von der Universitätsmedizin Leipzig.

Übelkeit und Erbrechen treten bei 30–60 % der Patienten in den ersten postoperativen Monaten auf. Nicht selten kommt es dadurch zur Dehydratation. Ursachen sind Passagestörungen oder ein nicht angepasstes Essverhalten.
Das hilft:
Die Flüssigkeitszufuhr auf mindestens 1,5 l pro Tag erhöhen und ein Trinktagebuch führen. Langsam essen, gut kauen, stark riechende Speisen meiden und auf geeignete Portionsgrößen achten. Auch ein Thi­aminmangel kann zu Erbrechen führen. Diesen daher abklären und bei Bedarf das Vitamin supplementieren.

Zu Dysphagie (Schluckbeschwerden, Druck- und Engegefühl nach schnellem Essen) kommt es vor allem nach restriktiven Operationsverfahren (z.B. Schlauchmagen).
Das hilft:
Ausreichend kauen (mindestens 15 Mal pro Bissen) und langsam essen. Trockene, krümelige und faserige Lebensmittel meiden (wie Weißbrot, Kekse, Rindfleisch). Bei länger anhaltender Dysphagie kann eine Endoskopie erforderlich sein.

Früh-Dumping tritt etwa 30–60 Minuten postprandial auf, wenn sich der Magen schnell entleert. Es kommt zum Übergang von intravaskulärer Flüssigkeit ins Darmlumen, was Hypotension, Tachykardie, Flushing, Übelkeit, Schmerzen und Durchfall nach sich ziehen kann.
Das hilft: 30 Minuten vor dem Essen trinken, um für eine ausgeglichene Hydratation zu sorgen. Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen, raffinierte Kohlenhydrate reduzieren. Protein und Ballaststoffe in der Nahrung erhöhen. Eventuell viskositätssteigernde Substanzen wie Guar oder Pektin verwenden.

Spät-Dumping wird ein bis drei Stunden postprandial beobachtet und geht mit hypoglyk­ämischen Symptomen einher (Schwitzen, Heißhunger, Tremor, Konzen­trationsschwäche, Somnolenz).
Das hilft: 10 g Zucker in der ersten postprandialen Stunde einnehmen.

Diarrhö und Flatulenz betreffen bis zu 40 % der Patienten nach einer bariatrischen Operation. Es kann zu sehr häufigen Stuhlentleerungen und zu Fettstühlen kommen.
Das hilft: Fett, Ballaststoffe und eventuell Laktose (bei sekundärer Laktoseintoleranz) reduzieren, die Flüssigkeitszufuhr erhöhen und langsam essen. Blähende Lebensmittel wie Kohl, Hülsenfrüchte und kohlensäurehaltige Getränke meiden, aufs Kaugummikauen verzichten (weil dabei viel Luft geschluckt wird). Fenchel, Kümmel und Anis als Tee oder Würzmittel verwenden. Eventuell Probiotika, Loperamid, Gallensäurebinder oder Pankreas­enzyme verabreichen. Abklären, ob eine bakterielle Fehl­besiedelung vorliegt.

Vorsicht, drohende Nährstoffmängel!

Viele adipöse Patienten weisen bereits vor dem bariatrischen Eingriff Nährstoffdefizite auf; dann sollte schon präoperativ eine Supplementierung eingeleitet werden. Spätestens mit der Klinikentlassung muss mit der lebenslangen Prophylaxe/Supplementierung (Multivitamin und Spurenelemente) begonnen werden, um eine Mangelernährung zu vermeiden.

Obstipation kann sich bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr oder unter dem Einfluss bestimmter Supplemente wie Eisen oder Kalzium entwickeln.
Das hilft: Flüssigkeitszufuhr erhöhen (ungesüßte Getränke), Ballaststoffe in der Nahrung erhöhen (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse). Geschroteter Leinsamen, Weizenkleie oder Flohsamen können bei ausreichender Trinkmenge sinnvoll sein. Auf regelmäßige Bewegung achten. Lebensmittelintoleranzen treten bei manchen Patienten in der frühen postoperativen Phase auf. Darüber sollten die Patienten bereits präoperativ informiert werden.
Das hilft: Kleine Portionen essen und gründlich kauen. Das Lebensmittel, das aktuell nicht vertragen wird (z.B. Milch), eine Weile weglassen und nach einiger Zeit überprüfen, ob die Intoleranz noch besteht.

Quelle: Diabetes Herbsttagung 2018 / Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft 2018