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Hypersensitivität auf PPI Pricken, provozieren und Alternative finden

Autor: Dr. Nils Bröckelmann

Das ­Aufdecken von allergischen Reaktionen mittels entsprechender Tests kann dabei helfen, eine indizierte Behandlung sicher durchzuführen. Das ­Aufdecken von allergischen Reaktionen mittels entsprechender Tests kann dabei helfen, eine indizierte Behandlung sicher durchzuführen. © Alexander Raths – stock.adobe.com
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Hypersensitivitätsreaktionen nach Einnahme von PPI treten in 1–3 % der Fälle auf. Da viele Patienten die Säureblocker schlucken, ist die absolute Zahl der Betroffenen beachtlich. Ein internationales Team von Spezialisten fasst zusammen, was beim Verdacht auf eine Allergie zu tun ist.

Etwa 34–41 % in der Altersgruppe zwischen 65 und 69 Jahren nehmen PPI ein. Gerade aufgrund der hohen Zahlen sollte man mögliche Nebenwirkungen im Blick haben. Hypersensitivitätsreaktionen betreffen typischerweise Frauen (60 %)sowie Personen mittleren Alters. Am häufigsten findet man Reaktionen vom Soforttyp (bis zu wenige Stunden nach Einnahme), von denen wiederum mehr als die Hälfte anaphylaktische Reaktionen sind. Zu den möglichen Symptomen gehören z.B. Urtikaria, Angioödeme und Juckreiz.

Mit Verzögerung kann es zu jeder Form einer allergischen Reaktion vom Spättyp kommen, z.B. zu verschiedenen Exanthemen, Dermatitiden oder dem Stevens-Johnson Syndrom. Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler um Prof. Dr. ­Sevim Bavbek­ von der Universität Ankara geben Empfehlungen, was bei dem Verdacht auf Hypersensitivitätsreaktionen zu tun ist.

Die Diagnose einer PPI-Allergie kann zwar teils klinisch gestellt werden, die Autoren empfehlen aber bei milden oder moderaten Reaktionen vom Soforttyp einen Hauttest als Bestätigung. Man beginnt mit einem Prick-Test oder einem intradermalen Test und wendet jeweils definierte, nicht-irritative Dosen an. Die Autoren betonen, dass nach diesem Schema durchgeführte Tests für den Patienten sicher sind. Die Hauttests haben einen hohen positiven Vorhersagewert, allerdings ist der negative Vorhersagewert unzureichend, um bei Verdacht auf eine allergische Reaktion auf PPI eine Suszeptibilität auszuschließen. Bei negativem Pricktest initiiert man daher nach Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eine Provokation.

Bei Reaktionen vom Spättyp Patch-Test durchführen

Dafür steigert man alle 30–60 Minuten die Dosis bis zur Maximaldosis bzw. bis zum Auftreten einer Hypersensitivitätsreaktion. Bei schwerer Anaphylaxie in der Anamnese sind ggf. niedrigere Dosen und längere Zeitin­tervalle zu wählen. Die Beobachtungszeit sollte mehr als drei Stunden betragen, da auch verzögerte Reaktionen möglich sind.

Zur Diagnose von Allergien vom Spättyp führt man in der Regel einen Epikutantest durch. Für den sogenannten Patch-Test wird das entsprechende Agens in der Regel mit Vaseline verdünnt und auf die Haut aufgebracht. In den meisten Fällen ist der Patch-Test als Bestätigungstest einer verspäteten Reaktion auf PPI ausreichend. Einen direkten Provokationstest erwägt man nur in besonderen Situationen. Zudem gilt es, Vorsicht walten zu lassen, da dieser schwere Hypersensitivitätsreaktionen wieder aufflammen lassen kann.

Sowohl für unmittelbar auftretende wie auch verspätete Reaktionen sind In-vitro-Tests zur Diagnostik verfügbar. Laut der Autoren bedarf es allerdings weiterer Studien, um deren Rolle zu definieren. Bislang kann man sie – falls verfügbar – als ergänzende Tests in den diagnostischen Algorithmus einbinden. 

Lässt sich eine anamnestisch vermutete direkte Hypersensitivitätsreaktion mittels diagnostischer Tests bestätigten, liegt die Rate einer Kreuzallergie auf einen weiteren PPI bei ca. 62 % und auf sämtliche PPI bei ca. 9 %. Kreuzallergien entstehen teils aufgrund der chemischen Ähnlichkeit der Subs­tanzen. Allerdings sind einige der Kreuzreaktionen vermutlich nicht rein auf die chemische Struktur, sondern auf Zwischenprodukte der Metabolisierung und unbekannte Kofaktoren zurückzuführen. Bei Reaktionen vom Spättyp treten die Kreuzallergien Studien zufolge vor allem innerhalb von zwei Gruppen auf, deren Vertreter sich chemisch ähneln. Man unterscheidet die Omeprazol-Gruppe (Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol) von der Lansoprazol-Gruppe (Lansoprazol, Dexlansoprazol, Rabeprazol).

Kreuzallergien vom Soforttyp versucht man zuerst mit einem Hauttest aufzudecken, gefolgt von einem Provokationstest als Bestätigung. Letzteren kann man auch nutzen, um Alternativen innerhalb der PPI-Gruppe zu identifizieren. Im Fall einer nachgewiesenen allergischen Reaktion und indizierter PPI-Therapie wählt man in der Regel das Agens, das die niedrigste Wahrscheinlichkeit für eine Kreuzallergie aufweist (für Pantoprazol z.B. Lansoprazol). Mit diesem Medikament erfolgen dann erneut ein Hauttest und ein Provokationstest zum Nachweis der Sicherheit. Ist ein Patient gegen Omeprazol allergisch, ist die Wahrscheinlichkeit für Kreuzallergien besonders hoch. Eine Desensibilisierung mit steigenden oralen Dosen kommt in Spezialfällen bei Reaktionen vom Soforttyp in Betracht, in denen keine Therapiealternative zur Verfügung steht – allerdings beruhen die Daten hierzu bislang nur auf Einzelfallberichten.

Eine allergische Reaktion gegen sämtliche PPI ist selten

Die Experten betonen, dass das ­Aufdecken von allergischen Reaktionen mittels entsprechender Tests dabei helfen kann, eine indizierte Behandlung sicher durchzuführen. Denn eine Allergie gegen sämtliche PPI ist ­selten.

Quelle: Bavbek S et al. Allergy 2023; DOI: 10.1111/all.15961