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Quarzfeinstaub fördert rheumatische Leiden

Autor: Sabine Mattes

Die Belastung mit Quarzfeinstaub ist insbesondere für Arbeiter in Metallindustrie, Baugewerbe und Landwirtschaft hoch. Die Belastung mit Quarzfeinstaub ist insbesondere für Arbeiter in Metallindustrie, Baugewerbe und Landwirtschaft hoch. © iStock/Kerkez
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Es ist kein Geheimnis: Feinstaub in der Atemluft ist ungesund. Eine erhöhte Belastung von Quarzfeinstaub am Arbeitsplatz kann Auslöser für verschiedene Autoimmunerkrankungen sein.

Die Aufnahme von Siliziumdioxid (SiO₂) steht bereits seit den 1930er-Jahren im Verdacht, das Risiko für rheumatische Erkrankungen zu erhöhen. Besonders im Baugewerbe, der Metallindustrie oder in der Landwirtschaft ist die Belastung mit lungengängigem Silicafeinstaub hoch. Die Ergebnisse einer Studie skandinavischer Wissenschaftler bestätigen nun den Zusammenhang zwischen einer arbeitsbedingten Aufnahme von SiO₂ und der Entstehung von systemischer Sklerose, rheumatoider Arthritis sowie möglicherweise systemischem Lupus erythematodes (SLE) und Kleingefäßvaskulitis

Signe Hjuler Boudigaard vom Department of Occupational Medicine des Aarhus University Hospital  und Kollegen zogen für ihre Kohortenstudie die gesamte arbeitende Bevölkerung Dänemarks heran. Jedem der drei Millionen Beschäftigten wurde im Zeitraum von 1979 bis 2015 anhand einer quantitativen Job-Expositions-Matrix eine jährliche Menge aufgenommenen SiO₂ zugeordnet. Die Identifizierung der Erkrankungsfälle erfolgte über das nationale Patientenregister.  

Das Risiko summiert sich über die Zeit

Insgesamt entwickelten im Beobachtungszeitraum 4673 Männer und 12.268 Frauen eine der vier untersuchten Krankheiten. Männer, die einer hohen Dosis Silica ausgesetzt waren, waren deutlich häufiger betroffen als solche ohne Exposition: Das Verhältnis der Inzidenzraten (Incidence Rate Ratio, IRR) lag kombiniert bei 1,53. Einzeln betrachtet ergab sich für die systemische Sklerose eine IRR von 1,62 und für die rheumatoide Arthritis eine IRR von 1,57. Ähnliche Tendenzen zeigten sich für die Assoziation zwischen SiO₂-Belastung und dem Auftreten eines SLE und der Kleingefäßvaskulitis.

Das Risiko stieg mit kumulativer Belastung über die Jahre hinweg an: IRR 1,07 je 50 µg/m³ pro Jahr. Der Geschlechtervergleich zeigte, dass die Arbeitsplatzbelastung für Frauen im Schnitt wesentlich geringer ausfiel als für Männer (33 vs. 60 µg/m³ pro Jahr). Nur 3 % der weiblichen Arbeiter kamen überhaupt mit SiO₂ in Kontakt – dagegen 17 % der Männer. Bei kumulativer Aufnahme der Stäube war die Gefahr einer Erkrankung für beide Geschlechter jedoch ähnlich groß.

Quelle: Hjuler Boudigaard S et al. Int J Epidemiol 2021; DOI: 10.1093/ije/dyaa287