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Renale Denervierung als Add-on-Therapie beim Vorhofflimmern?

Autor: Dr. Judith Lorenz

72 % der Patienten sind nach der Denervierung beschwerdefrei. 72 % der Patienten sind nach der Denervierung beschwerdefrei. © iStock/enot-poloskun
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Patienten mit Vorhofflimmern, die auf eine Pharmakotherapie unzureichend ansprechen, sind Kandidaten für eine elektrophysiologische kardiale Ablation. Die Effektivität dieser sogenannten Pulmonalvenenisolation lässt sich möglicherweise durch eine renale Sympathikusdenervierung steigern.

Patienten mit Vorhofflimmern, die auf eine Pharmakotherapie unzureichend ansprechen, sind Kandidaten für eine elektrophysiologische kardiale Ablation. Die Effektivität dieser sogenannten Pulmonalvenenisolation lässt sich möglicherweise durch eine renale Sympathikusdenervierung steigern, erläutern Dr. Jonathan S. Steinberg von der University of Rochester in NewYork und Kollegen. Dem autonomen Nervensystem kommt eine wesentliche Bedeutuung bei der Auslösung und Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns zu, weshalb es ein vielversprechender Ansatzpunkt für die Therapie des refraktären Vorhofflimmerns ist. Die renale Denervierung basiert auf der Zerstörung von sympathischen Nervenfasern in den Nierenarterien, beschreiben die Autoren die Grundlagen des von ihnen getesteten Verfahrens.

72 % der Patienten nach Denervierung beschwerdefrei

Die Methode soll, so die Erwartung, antiarrhythmisch wirken. Nach einer erfolgreichen Pilotstudie prüfte das Team, ob die Sympathikusdenervierung in Kombination mit der Pulmonalvenenisolation besser als die Ablationstechnik allein vor Rhythmusstörungen schützt.

An der an fünf Zentren in Russland, Polen und Deutschland durchgeführten ERADICATE-AF-Studie nahmen 302 Patienten mit einem paroxysmalen Vorhofflimmern teil, die trotz Antihypertensiva unter einem klinisch relevanten Bluthochdruck litten. Bei allen Studienteilnehmern führten die Wissenschaftler eine katheterbasierte elektrophysiologische Isolierung der Lungenvenen durch. Bei gut der Hälfte erfolgte zusätzlich eine bilaterale renale Denervierung über einen Femoralarterienkatheter.

Ein Jahr später waren 72 % der mittels kombinierten Vorgehens, aber nur 57 % der ausschließlich kardial abladierten Patienten frei von Vorhofflimmern,Vorhofflattern bzw. Vorhoftachykardien. Auch bezüglich der Hypertonie erwies sich die renale Denervierung als vorteilhaft: Der systolische Blutdruck nahm von 150 mmHg auf 135 mmHg ab, bei alleiniger Pulmonalvenenisolation dagegen von 151 mmHg auf nur 147 mmHg.

Bevor die renale Denervierung ein fester Bestandteil der Standardtherapie des Vorhofflimmerns werden kann, sind weitere placebokontrollierte klinische Studien erforderlich, meint Dr. N. A. Mark Estes vom UPMC Heart and Vascular Institute in Pittsburgh. Bis dahin sollten sich die Ärzte bei der Behandlung ihrer Patienten auf die evidenz- und leitlinienbasierten Maßnahmen konzentrieren: Lebensstilmodifikation, Antiarrhythmika und Antihypertensiva sowie die kardiale Ablation.

Quellen:
1. Steinberg JS et al. JAMA 2020; 323: 248-255; DOI: 10.1001/jama.2019.21187
2. Estes NAM 3rd. A.a.O.: 221-222; DOI: 10.1001/jama.2019.20144