Embolie gegen Blutung abwägen Risikofaktoren erschweren die Antikoagulation

Autor: Dr. Judith Lorenz

Gerinnungshemmer werden bei Menschen mit Vorhofflimmern (VHF) und einer Risikokonstellation oft abgesetzt. Gerinnungshemmer werden bei Menschen mit Vorhofflimmern (VHF) und einer Risikokonstellation oft abgesetzt. © Yvonne Bogdanski - stock.adobe.com (generiert mit KI)

Hohes Alter, niedriger BMI, gestörte Nierenfunktion und vorangegangene Blutungsereignisse prädisponieren unter oralen Antikoagulanzien für Blutungen.

Daher werden Gerinnungshemmer bei Menschen mit Vorhofflimmern (VHF) und einer Risikokonstellation oft abgesetzt. Das kann Folgen haben, schreiben Dr. Tommaso Bucci, Universität Liverpool, und sein Team. Sie haben Daten von Menschen mit VHF (Alter mind. 75 Jahre) ausgewertet, die eine langfristige orale Antikoagulation erhalten hatten. Alle wiesen mindestens einen der genannten Risikofaktoren auf: 6.554 Personen hatten die Therapie im Verlauf beendet, 23.212 nicht.

Patientinnen und Patienten, die ihre Medikamente abgesetzt hatten, wiesen generell eine höhere Prävalenz intrakranieller und gastrointestinaler Blutungen auf und nahmen häufiger Thrombozytenhemmer. Nach einem Propensity-Score-Matching zeigte sich, dass in der Absetzkohorte die Mortalität innerhalb des Folgejahres um 22 % sowie das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 38 % stieg. Bezüglich des Ein-Jahres-Blutungsrisikos unterschieden sich die gematchten Kollektive jedoch kaum. Nur in den ersten 30 Tagen nach Absetzen der Substanzen lag das Blutungsrisiko um 51 % höher, vermutlich beeinflusst durch die klinische Situation, die zum Absetzen geführt hatte, so die Forschenden.

Bei einem VHF und komplexer klinischer Risikokonstellation bleibt immer die Abwägung von thrombotischen und hämorrhagischen Komplikationen, fasst das Autorenteam zusammen. Hoffnung machen Therapiekonzepte wie der interventionelle Verschluss des linken Vorhofohrs oder die neuen Faktor-XIa-Inhibitoren, die gegenwärtig in Phase-3-Studien getestet werden. 

Quelle: Bucci T et al. eClinicalMedicine 2024; 78: 102974; doi: 10.1016/j.eclinm.2024.102974