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Akute Hepatitiden unklarer Ätiologie RKI bittet um erhöhte Aufmerksamkeit bei Kindern

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Das RKI bittet Ärzte, vermehrt auf akute Hepatitis oder Leberversagen bei Kindern unter 16 Jahren zu achten und diese an das Gesundheitsamt zu melden. Das RKI bittet Ärzte, vermehrt auf akute Hepatitis oder Leberversagen bei Kindern unter 16 Jahren zu achten und diese an das Gesundheitsamt zu melden. © iStock/Dr_Microbe
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Seit Anfang des Jahres meldet Großbritannien vermehrt Fälle von akuten Hepatitiden unklarer Ätiologie bei Kindern. Nun bittet das Robert Koch-Institut, auch in Deutschland auf die Erkrankung zu achten. Bereits der Verdacht ist meldepflichtig.

Von „ungewöhnlichen Fallzahlen“ spricht das Robert Koch-Institut. Denn schwere akute Hepatitiden unbekannter Ätiologie (Non-A–E-Hepatitis) bei Kindern sind selten. Anfang April jedoch meldete Großbritannien der WHO zehn Fälle, die im Januar und März bei zuvor gesunden unter 10-Jährigen in Schottland auftraten. Normalerweise gibt es dort sieben bis acht Fälle pro Jahr. Die aktive Suche im gesamtem Vereinigten Königreich ergab 114 Fälle bis zum 25.04.2022, von denen zehn lebertransplantiert werden mussten.

Auch andere Länder berichten inzwischen über einzelne Erkrankungen. Dem RKI wurde bislang ein Fall vom Januar übermittelt. Die Kinder in Großbritannien litten an einer schweren akuten Hepatitis mit stark erhöhten Transaminasen (> 500 IU/l) und Ikterus. Fieber lag i.d.R. nicht vor. Einige Patienten klagten in den vorangegangenen Wochen über gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen.

Die Ursache dieser Leberentzündungen ist unklar. Klassische Hepatitisviren wurden nicht gefunden. Eine infektiöse Ätiologie scheint laut britischen Experten dennoch wahrscheinlich. In vielen Fällen ließen sich Adenoviren eines bestimmten Serotyps (41F) nachweisen. Die Hepatitis gilt als bekannte, wenn auch seltene Komplikation einer Adenovirusinfektion. Meist sind Immungeschwächte betroffen. Über eine neue Variante im Vereinigten Königreich, die bei Kindern eine schwere Entzündung auslöst, wird spekuliert. Bei der Empfänglichkeit im jungen Alter könnten auch Effekte der Coronapandemie eine Rolle spielen.

Das RKI tut sich schwer damit, die weiteren Infektionszahlen aus der EU einzuordnen. Zum einen wurde in den letzten Monaten aktiv nach Fällen gesucht. Zum anderen ist die aktuelle Definition der Non A–E-Hepatitis wenig spezifisch.

Erkrankungsbeginn ab Januar 2022 relevant

In Deutschland besteht gemäß §6 Infektionsschutzgesetz bereits bei Verdacht auf die Erkrankung eine Meldepflicht. Das RKI bittet Ärzte, vermehrt auf folgende Kriterien zu achten und entsprechende Fälle an das Gesundheitsamt zu melden: Akute Hepatitis oder Leberversagen bei Kindern unter 16 Jahren

  • mit AST-/ALT-Werten über 500 IU/l
  • und Erkrankungsbeginn nach dem 01.01.2022,
  • bei denen eine Hepatitis A bis E ausgeschlossen wurde.

Quelle: Robert Koch-Institut. Epid Bull 2022; 29: 11-13; DOI: 10.25646/9989