Anzeige

Sackgasse Pulmonalarterie – Lebensgefahr schon bei Verdacht auf eine Lungenembolie

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Bei so einem Verschluss ist schnell Schluss. Die Zahl der Todesfälle wegen einer Lungenembolie sinkt aber. Bei so einem Verschluss ist schnell Schluss. Die Zahl der Todesfälle wegen einer Lungenembolie sinkt aber. © Science Photo Library/CNRI
Anzeige

Die Lungenembolie konnte ausgeschlossen werden, also alles halb so schlimm? Leider nein, denn die Symptome deuten so oder so auf etwas Ernstes hin.

Ausgedehnte Lungenembolien stellen nach wie vor eine gefürchtete Diagnose dar. Allerdings sterben zumindest in Eu­ropa wohl immer weniger Patienten daran. Das hat das Team um Dr. Stefano­ Barco­ vom Centrum für Thrombose und Hämostase der Universitätsmedizin Mainz anhand der WHO Mortality Database herausgefunden.

Die Wissenschaftler haben für den Drei-Jahres-Zeitraum 2013 bis 2015 jährlich knapp 39 000 dadurch bedingte Todesfälle ermittelt, bei einer Gesamtbevölkerungszahl von über 650 Millionen. ­Allerdings starben in der Altersgruppe der 15- bis 55-Jährigen deutlich mehr Frauen daran (8–13/100 000 vs. 2–7/100 000 Männer). Insgesamt hatte sich von 2000 bis 2015 die Sterblichkeit durch den Gefäßverschluss etwa halbiert (von 12,8 auf 6,5/100 000 Personen).

Das heißt aber nicht, dass man sich nun beruhigt zurücklehnen und zur Tagesordnung übergehen kann: Denn ältere Kranke ab dem 65. Lebensjahr, bei denen die behandelnden Ärzte eine Lungenembolie zunächst vermutet, dann aber ausgeschlossen hatten, überleben nicht länger als diejenigen mit bestätigter Diagnose. Das ergab eine Auswertung des Internisten Hernan­ Polo-Friz­ vom Vimercate Hospital und seiner Kollegen. Die Forscher aus Italien hatten 657 Patienten untersucht. Bei einem Viertel von ihnen bestand tatsächlich eine Embolie. Dennoch starben sowohl kurz- als auch langfristig (über 30 Tage bis 5 Jahre) in beiden Gruppen ähnlich viele Kranke.

Auch wenn der pulmonale Gefäßverschluss nicht gesichert wird – schon der Verdacht stellt einen Hochrisikofaktor dar, schreiben Dr. Barco und Dr. Tim ­Sebastian von der Universität Zürich in ihrem Kommentar. Denn verschiedene Störungen können eine Lungenembolie imitieren und genauso tödlich verlaufen.

sPESI gibt Hinweise auf die Prognose

Die Mediziner sollten also unbedingt weitere Aspekte beachten. Dabei helfen kann etwa der sPESI (simplified Pulmonary Embolism Severity Index), der u.a. Alter, Vitalparameter und Begleiterkrankungen berücksichtigt. Denn in der italienischen Untersuchung war bei Betroffenen mit erhöhtem Wert in den 30 Tagen danach das Sterberisiko mehr als verfünffacht, über die fünf Folgejahre immerhin mehr als verdoppelt.

Quellen:
1. Barco S et al. Lancet Respir Med 2020; 8: 277-287; DOI: 10.10016/S2213-2600(19)30354-6
2. Polo-Friz H et al. Eur J Intern Med 2020; 73: 36-42; DOI: 10.1016/j.ejim.2019.10.024
3. Barco S, Sebastian T. A.a.O.: 25-26; DOI: 10.1016/j.ejim.2020.01.029