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Schichtarbeit verlangsamt die Reflexe

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Reaktionszeit ist im Vergleich zur Tagschicht nachts deutlich verlängert. (Agenturfoto) Die Reaktionszeit ist im Vergleich zur Tagschicht nachts deutlich verlängert. (Agenturfoto) © iStock/AJ_Watt
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Nachtarbeit beeinträchtigt auch das Reaktionsvermögen des Pflegepersonals erheblich. Denkbar ist allerdings, dass sich das Defizit ab der dritten Nachtschicht wieder ausgleicht.

Im Rahmen einer Untersuchung absolvierten 74 schichtarbeitende Krankenschwestern und Laborassistentinnen des Uniklinikums Bergmannsheil jeweils am Ende zweier konsekutiver Tag- sowie dreier Nachtschichten einen dreiminütigen psychomotorischen Vigilanztest.

Anhand der Testergebnisse ermittelten Professor Dr. Thomas Behrens­ vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, einem Institut der Ruhr-Universität Bochum, und Kollegen, wie gut die Testpersonen auf ein optisches Si­gnal mit einem Tastendruck reagieren konnten. Fehler und „Frühstarts“ wurden ebenfalls registriert.

Im Vergleich zur Tagschicht zeigten nachts Arbeitende am Schichtende deutlich verlängerte mittlere Reaktionszeiten sowie eine höhere Fehlerquote. Ältere Probandinnen, solche mit einer spät getakteten inneren Uhr („Eulen“) sowie Frauen, die an einer obstruktiven Schlafapnoe litten, schienen schlechter abzuschneiden.

Überrascht zeigte sich das Team darüber, dass sich die Fehlerwerte und Reaktionszeiten nach der dritten Nachtschicht in Folge wieder der Tagesleistung annäherten. Allerdings könnte es sich dabei auch um einen Trainingseffekt handeln.

Unregelmäßige und schnell wechselnde Schichten meiden

Wie sich die Auswirkungen der Nachtschicht reduzieren lassen, bleibt offen. Erlaubte Kurzschlafperioden, eine ausreichende Erholungszeit zwischen den einzelnen Nachtdiensten, eine verkürzte Nachtarbeitszeit oder eine individuell verbesserte Beleuchtung am Arbeitsplatz wären als Maßnahmen denkbar. Unregelmäßig oder schnell wechselnde Schichten sollten dagegen wohl eher vermieden werden.

Quellen:
Behrens T et al. PLoS One 2019; 14: e0219087; DOI: 10.1371/journal.pone.0219087
Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum