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Sonnenschutz: Cremes und Sprays müssen besser werden

Autor: Dr. Daniela Erhard

Auch in Deutschland auf die Tube drücken! In Mannheim liegt der UV-Index schon mal so hoch wie auf Mallorca. Auch in Deutschland auf die Tube drücken! In Mannheim liegt der UV-Index schon mal so hoch wie auf Mallorca. © soupstock – stock.adobe.com
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Will man Hautkrebs wirkungsvoll verhindern, führt an Sonnenmilch kaum ein Weg vorbei. Zwar kamen die ersten Lichtschutzmittel schon vor über 80 Jahren auf den Markt. Doch nach wie vor gibt es Verbesserungsbedarf.

Sie sollen schützen und pflegen, dabei leicht aufzutragen, sicher und umweltfreundlich sein: Die Ansprüche an Sonnenschutzmittel sind hoch, und die heutigen Standards – und damit die Produkte selbst – lassen sich durchaus optimieren, wie ein internationales Expertenteam um den Dermatologen Professor Dr. Jean Krutmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf zusammenfasst.

Das beginnt bereits beim Lichtschutzfaktor (LSF). Er dient Verbrauchern als wichtigste Information über die Wirkung eines Sonnenschutzmittels. Das Konzept hat aber einige Schwächen. So ermittelt man den LSF über die Entstehung eines Erythems durch Bestrahlung der Haut mit ultraviolettem Licht, schreiben die Autoren. Es ist aber gar nicht definiert, wann eine Rötung als Erythem zu gelten hat. Hier wären Farbskalen hilfreich, um die Ergebnisse zu objektivieren. Man könnte auch immunologische und biochemische Endpunkte nutzen oder mit spektroskopischen Verfahren arbeiten.

Nicht nur UV-A- und UV-B-Strahlen schaden

Je nach Strahlungsquelle, Strahlendosis, Hauttyp der Probanden und anderen Testbedingungen kann es zudem passieren, dass man den Lichtschutzfaktor unter- oder überschätzt. Da viele Menschen zudem nur ein Viertel bis maximal die Hälfte der veranschlagten 2 mg Creme pro Quadratzentimeter Haut auftragen, reduziert sich der Schutz merklich. Aus einem LSF 50 wird dann schnell ein LSF 12,5 – was nach Maßgabe der amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde zu gering für die Hautkrebsprävention ist. Abhilfe könnten Sonnenschutzmittel mit deutlich höherem Lichtschutzfaktor schaffen.

Der LSF repräsentiert vor allem den Schutz vor UV-B-Strahlung. Der Effekt gegenüber dem ebenfalls relevanten, langwelligeren UV-A-Licht ist deutlich geringer. Das europäische Label – ein Kreis, der den Schriftzug „UV-A“ umschließt – besagt lediglich, dass die Wirkung mindestens ein Drittel des schützenden Effekts gegen die UV-B-Strahlen beträgt. Auch hier böte also eine konkrete Zahlen­angabe den Verbrauchern bessere Orientierung.

Doch nicht einmal die Strahlung im sichtbaren Spektrum des Sonnenlichts ist ungefährlich. Sie kann bei Personen mit dunkler Haut Melasmen und postinflamma­torische Hyperpigmentationen verursachen. Wie die verschiedenen Wellenlängen zusammenwirken, ist bislang vollkommen unklar. Insofern müsste nach Ansicht der Autoren das gesamte Lichtspektrum berücksichtigt werden, wenn man die Schutzwirkung eines Sonnenschutzmittels beurteilen möchte.

Schützen wir unsere Haut bald mit Tabletten?

Sogar die besten Lichtschutzpräparate bringen nichts, wenn sie nicht eingesetzt werden. Die Gründe, warum Sonnencremes und Lotionen in der Tube bleiben statt auf der Haut zu landen, sind vielfältig. Den Vorbehalten der Verbraucher lässt sich durch Forschung, gerade im Hinblick auf die Sicherheit organischer und mineralischer Filter, entgegenwirken. Zudem sollten die Hersteller möglichst auf umweltfreundliche Methoden setzen und geringe Mengen an UV-Filtern einsetzen. Als wichtige Kriterien für die Akzeptanz einer Sonnencreme nennen die Experten zudem, dass die Präparate einfach aufzutragen sein sollen, beim Schwitzen nicht in den Augen brennen, dass sie die Haut pflegen und verträglich mit anderen Kosmetika sind.

Eventuell stehen in einigen Jahren ganz andere und neuartige Möglichkeiten zur Verfügung, um lichtverursachte Hautschäden zu vermeiden. Großes Potenzial sehen die Autoren in der oralen Prävention, zum Beispiel über Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente. Zudem sollten individuelle Faktoren und das genetische Risikoprofil der Anwender stärker in die Entwicklung künftiger Erzeugnisse einfließen.

Quelle: Krutmann J et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34: 447-454; DOI: 10.1111/jdv.16030