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STIKO empfiehlt Hochdosis-Grippevakzine für alle ab 60 Jahren

Autor: Dr. Andrea Wülker

Die STIKO empfiehlt für Menschen ab 60 Jahren den Einsatz des neuen Hochdosis-Grippeimpfstoffs – sobald dies zugelassen ist. Die STIKO empfiehlt für Menschen ab 60 Jahren den Einsatz des neuen Hochdosis-Grippeimpfstoffs – sobald dies zugelassen ist. © Bojan – stock.adobe.com
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Bei Senioren wirken die gängigen Influenzavakzinen oft nicht so gut, weil das Immunsystem im Alter zu schwächeln beginnt. Eine Hochdosis-Immunisierung bietet ihnen einen besseren Schutz. Sie ist bisher aber nur ab dem 65. Lebensjahr zugelassen.

Die saisonale Grippe kann insbesondere für Senioren gefährlich werden. So steigt im höheren Lebensalter die Wahrscheinlichkeit für Krankenhauseinweisungen infolge der Infektion und das Risiko für schwere Krankheitsverläufe deutlich an.

Die Influenza gilt als die häufigste impfpräventable Infektionskrankheit. Doch weil die Körperabwehr aufgrund der Immunseneszenz mit zunehmendem Alter träger wird, sprechen ältere Menschen oft weniger gut auf die Immunisierung an. Mit verschiedenen Ansätzen versuchen die Hersteller, die Wirksamkeit ihrer Arzneimittel zu verbessern. Eine Möglichkeit besteht darin, den Antigengehalt deutlich zu erhöhen, um die schwächere Immunantwort bei den Älteren durch die stärkere Aktivierung der humoralen und zellulären Immunität zu verbessern, erläutern Dr. ­Kai ­Michaelis und Mitautoren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut.

Ein solcher Hochdosis-Impfstoff gegen Influenza ist aktuell für Personen ab 65 Jahre zugelassen. Für diese Vakzine wurde im Vergleich zu konventionellen Präparaten eine „geringfügige, aber signifikante Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen nachgewiesen“, berichten die STIKO-Experten. Das dürfte nach ihrer Einschätzung bei einer so häufigen und bei den Senioren regelmäßig schwer verlaufenden Erkrankung wie der Grippe schon einen erheblichen Nutzen bringen. Mathematische Modellrechnungen kamen zu dem Ergebnis, dass bereits eine moderat verbesserte Wirksamkeit der Impfung selbst in einer schwachen Grippesaison gut 23 000 Arztkonsultationen, mehr als 300 stationäre Behandlungen und 162 Todesfälle verhindern kann. 

Welche Nachteile hat der Hochdosis-Impfstoff? Er führt im Vergleich zu den herkömmlichen Präparaten häufiger zu LokalreaktionenKopf- und Gliederschmerzen. Schwere­ Komplikationen wur­den bislang nicht beob­achtet. 

Auf Zulassung für Jüngere warten

Nach Analyse der Wirksamkeitsdaten der weiterentwickelten Grippevakzine sprechen sich die Autoren klar dafür aus, bei Frauen und Männern ab dem 60. Geburtstag jedes Jahr im Herbst die Immunisierung mit dem jeweils aktuellen Hochdosis-Impfstoff durchzuführen. Solange diese Arzneistoffe aber lediglich für Personen ab 65 Jahre zugelassen sind, sollen die 60- bis 64-Jährigen nach wie vor die inaktivierten, quadrivalenten Vakzine erhalten.

Quelle: Michaelis K et al. Epid Bull 2021; 1: 3-25; DOI: 10.25646/7655