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Typ-2-Diabetes Stoffwechselstörung birgt hohes Risiko für gastrointestinale Karzinome

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Auch beim exulzerierten Magenkarzinom verschlechtert ein Typ-2-Diabetes die Prognose zusätzlich. Auch beim exulzerierten Magenkarzinom verschlechtert ein Typ-2-Diabetes die Prognose zusätzlich. © Viorel – stock.adobe.com
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Etwa jeder zehnte Deutsche leidet an einem Diabetes mellitus, mehr als 80 % davon an einem Typ 2. Ihnen droht mehr als die altbekannten Diabeteskomplikationen.

In den vergangenen Jahrzehnten starben Menschen mit einem Typ-2-Diabetes in erster Linie an kardiovaskulären Erkrankungen. Inzwischen dominieren bei ihnen krebsbedingte Todesfälle, schreibt Prof. Dr. Hans Scherübl von der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Gastrointestinale Onkologie und Infektiologie des Vivantes Klinikums Am Urban in Berlin. Typ-2-Diabetiker erkranken nicht nur häufiger, sondern auch früher an Tumoren, vor allem an gastrointestinalen Adenokarzinomen. Dazu haben sie noch eine schlechtere Prognose. Allerdings nehmen die Stoffwechselkranken seltener an Vorsorgeuntersuchungen teil als Gesunde.

Von Hepatitisserologie bis Pankreasschall

Die Tumoren können sich überall im Gastrointestinaltrakt entwickeln, von der Speiseröhre über den Magen hin zum Dickdarm, außerdem droht ein Befall von Leber, Gallenblase oder Pankreas. Prof. Scherübl rät bei jedem Patienten mit neu diagnostiziertem Diabetes zu verschiedenen Checks auf Risikofaktoren bzw. zur Früherkennung von Malignomen.

Eine Hepatitisserologie ist im Hinblick auf Leberzell- sowie Gallenblasen- oder Gallengangskarzinome sinnvoll. Bei Zirrhose sollte alle sechs Monate die Leber geschallt werden. Auch eine Sonografie der Gallenblase empfiehlt sich, da Steine plus Typ-2-Diabetes das Karzinomrisiko synergistisch erhöhen.

Wird die Diabetesdiagnose bei einem Patienten nach dem 50. Geburtstag gestellt, sollte man sich mittels Endosonografie der Bauchspeicheldrüse oder einer Schnittbildgebung auf die Suche nach einem Pankreaskarzinom begeben, fordert der Autor. Denn das Auftreten eines Diabetes in diesem Alter kann ein erstes Symptom des Tumors sein, bei 20–25 % der Patienten mit Diagnose eines Pankreaskarzinoms wurde in den vorausgegangenen vier Jahren ein Diabetes entdeckt.

Prävention nicht vergessen!

Etwa die Hälfte aller gastrointestinalen Malignome ließe sich durch „einfache“ Interventionen verhindern, betont Prof. Scherübl. Schließlich teilen sich Typ-2-Diabetes und Malignome Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und einseitige Ernährung. Man sollte die Patienten also unbedingt dazu motivieren, bei Übergewicht abzunehmen (ggf. mithilfe einer bariatrischen OP), sich ausgewogen zu ernähren und viel zu bewegen. Außerdem ratsam: wenig Alkohol konsumieren und nicht rauchen. Um Letzteres zu erreichen, empfiehlt es sich, allen rauchenden Diabetikern ein professionelles Raucherentwöhnungsprogramm anzubieten.

Eine Ösophagogastroduodenoskopie zum Nachweis von Ösophagus- oder Magenkarzinom ist angezeigt, wenn der Patient weitere Risikofaktoren hat (z.B. Refluxkrankheit, Helicobacter-pylori-Infektion, Autoimmungastritis). Die Koloskopie zum Screening auf kolorektale Karzinome gehört ab dem 50. Lebensjahr ohnehin zu den allgemein empfohlenen Früherkennungsmaßnahmen, erinnert Prof. Scherübl.

Quelle: Scherübl H. Z Gastroenterol 2023; 61: 683-689; DOI: 10.1055/a-1821-9108