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Typ-2-Diabetes: Erst herzhaft, dann süß

Autor: Dr. Elisabeth Nolde

Ungewöhnlich, aber effektiv: mit Huhn und Grünzeug in den Tag starten. Ungewöhnlich, aber effektiv: mit Huhn und Grünzeug in den Tag starten. © fotolia/M.studio
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Auf die richtige Reihenfolge kommt es beim Essen wohl auch an: Wenn Patienten mit Typ-2-Diabetes zunächst zu einer proteinreichen Kost greifen und danach zu Kohlenhydraten, verbessern sich ihre postprandialen Blutzuckerwerte.

Zuerst etwas Herzhaftes und danach die Süßigkeiten oder umgekehrt? Dieser ernährungsmedizinisch viel diskutierten Frage ging eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in einer Pilotstudie nach. Dabei wurde geprüft, ob die Reihenfolge der Aufnahme von Kohlenhydraten bzw. Proteinen einen Einfluss auf postprandiale Blutglukose- und Insulinspiegel hat, erklärte Professor Dr. Stephan Martin­, Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Düsseldorf.

16 Personen mit Typ-2-Diabetes nahmen an der Untersuchung teil. Sie waren im Schnitt 58 Jahre alt, standen unter einer Metformintherapie und hatten einen BMI von durchschnittlich 32,8 kg/m2. Die Dia­gnose der Diabeteserkrankung lag im Median knapp vier Jahre zurück.

Das Gleiche gegessen, aber in unterschiedlicher Reihenfolge

Gemäß Studiendesign erhielten die Teilnehmer an drei Tagen die gleichen Mahlzeiten, aber in unterschiedlicher Reihenfolge. Insgesamt gab es drei Frühstücksregime, mit jeweils rund 570 Kilokalorien:

  • Setting 1 sah vor, mit Kohlenhydraten (KH), Ciabatta und Orangensaft zu starten. Nach zehnminütiger Pause folgte eine Mahlzeit mit Proteinen sowie Gemüse (Hühnerbrust, Salat, Tomaten und Gurke).
  • Beim zweiten Frühstücksregime kam zunächst die protein- und gemüsereiche Kost dran und nach zehn Minuten die KH.
  • Und gemäß Setting 3 gab es eine Mischung aus protein-/gemüse- und KH-haltiger Mahlzeit, anschließend wieder zehn Minuten Pause und nochmals die gleiche Mischung mit allen drei Nährstoffkomponenten.

Um Plasmaglukose, Insulin, GLP-1 sowie Glukagon zu bestimmen, wurden initial und in 30-minütigen Abständen über einen Zeitraum von 180 Minuten Blutproben entnommen. Dabei zeigte sich, dass ein Essverhalten, bei dem Kohlenhydrate erst zehn Minuten nach Proteinen und Gemüse konsumiert werden, eine effektive Strategie sein kann, um postprandiale Blutzuckerwerte (BZ) zu verbessern, lautete das Fazit von Prof. Martin. So fanden sich nahezu identische Verlaufskurven bei jenen, die zuerst KH- oder Mischmahlzeiten eingenommen hatten. Demgegenüber reduzierten sich die Spiegel deutlich, wenn mit der Proteinmahlzeit gestartet wurde: In diesen Fällen fielen die Anstiege der BZ-Spitzen 53 bzw. 54 % geringer aus.

Auch die postprandialen Insulinspiegel waren bei Teilnehmern, auf deren Speiseplan Proteine am Anfang standen, deutlich niedriger im Vergleich zur umgekehrten Reihenfolge und GLP-1 erhöht. „Erst Proteine, dann Kohlenhydrate“ sei möglicherweise auch ein Konzept für Abnehmwillige, um die Lipolyse nicht so zu blockieren, kommentierte Prof. Martin­.

* Deutsche Diabetes Gesellschaft