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Fettlebererkankung Vom Darm in die Leber

Autor: Kathrin Strobel

Das Krankheitsbild der nicht-alkoholischen Fettleber erweist sich als äußerst heterogen, entsprechend muss auch die Therapie individuell angepasst werden. Das Krankheitsbild der nicht-alkoholischen Fettleber erweist sich als äußerst heterogen, entsprechend muss auch die Therapie individuell angepasst werden. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com
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Das Darmmikrobiom spielt bei einer Vielzahl von Erkrankungen eine wesentliche Rolle – das wird immer deutlicher. Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ist da keine Ausnahme.

Rund ein Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung leidet an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (­NAFLD). Damit stellt sie ein weltweites sozioökonomisches Problem dar. Guidelines zur Erkrankung gibt es jedoch bislang nur in 32 Ländern der Erde, eine nationale Strategie für die langfristige Kontrolle existiert noch nirgendwo.

Zu definieren, worum es sich bei ­NAFLD überhaupt handelt, ist nicht leicht. Seit ca. zwei Jahren diskutiert man, ob sich die Entität mit dem Begriff „metabolische Fettlebererkrankung“ (­MAFLD) ggf. besser erfassen ließe. Argumente dafür gibt es einige, erklärte Prof. Dr. Timon­ Adolph­ von der Klinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität ­Innsbruck. So ist bei der bisherigen Benennung beispielsweise unklar, wo die Grenze zwischen nicht-­alkoholisch und alkoholisch bedingt zu ziehen ist. Außerdem präsentieren sich Erkrankung und Therapieansprechen äußerst heterogen. Drittens weiß man inzwischen, dass metabole Dysfunktion und Inflammation ursächlich für manche Aspekte der Erkrankung sind.

Ein weiteres Argument für eine Umbennenung ist aus Prof. ­Adolphs Sicht die Tatsache, dass die Darmmikrobiota eine Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung zu spielen scheint. So hat man beispielsweise relevante Konzentrationen von mikrobiellem Ethanol in der Pfortader von Patienten mit ­NAFLD gefunden, die sich sehr wahrscheinlich auf Laktobazillen aus dem Darm zurückführen lassen. Zudem ließ sich im Mausmodell zeigen, dass die Gabe von Probiotika zu einer Verbesserung von Steatose und Hepatitis führt. Und: Es gibt spezifische Mikrobiomsignaturen, die mit einer (fortgeschrittenen) ­NAFLD assoziiert sind und sich daher zur Vorhersage der Erkrankung eignen könnten. 

Funktionelle Studien in Mäusen zeigen, dass spezielle Metabolite und bakterielle Antigene Steatose und Inflammation fördern. Es bestehe momentan größte Evidenz dafür, dass gewisse bakterielle Bestandteile treibende Kraft der Progression einer ­NAFLD sind, so Prof. ­Adolph.

Eine direkte therapeutische Konsequenz ergibt sich aus diesen Erkenntnissen bislang nicht. Die Heterogenität der Erkrankung sowie der Mikrobiota macht zumindest eine One-fits-all-Therapie unwahrscheinlich, erklärte der Kollege. Da sich das Mikrobiom allerdings durch Ernährung und körperliche Aktivität beeinflussen lasse, sei die Modifikation des Lebensstils vorerst ein guter Ansatz, um auch das NAFLD-­Risiko anzugehen.

Quelle: 7. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (GGHBB) in Berlin und Brandenburg