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Vor längeren Auslandsaufenthalten intensiv beraten

Autor: Maria Weiß

Vor einer großen Reise wie sie viele Bufdis antreten, ist eine umfassende Beratung mit Abdeckung aller Eventualitäten notwendig. Vor einer großen Reise wie sie viele Bufdis antreten, ist eine umfassende Beratung mit Abdeckung aller Eventualitäten notwendig. © iStock/adventtr
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Immer mehr junge Menschen wollen in fernen Ländern arbeiten, um sich dort sozial zu engagieren. Damit derartige Einsätze nicht zum Desaster werden, ist eine gute Vorbereitung notwendig.

Ehrenamtliches Arbeiten liegt im Trend: Allein im letzten Jahr haben sich im Schnitt mehr als 41 000 junge Leute pro Monat als „Bufdis“ im Bundesfreiwiligendienst engagiert – in Deutschland, aber auch in fernen Ländern. Mehr als 3000 Freiwillige haben sich 2017 für Auslandseinsätze im Rahmen von „weltwärts“ gemeldet. Aber auch ältere Bundesbürger bieten weltweit ihre Hilfe an – z.B. im Rahmen von Senior Experten Service (SES) oder Weltdienst 30+.

Manche Teilnehmer sind sehr blauäugig

„Wer im Freiwilligendienst weltweit unterwegs ist, gilt grundsätzlich als „high-risk traveller“, betonte Dr. Christa Kitz, Kinderärztin aus Veitshöchheim mit Erfahrung aus zahlreichen Auslandseinsätzen. Oft finden die Einsätze in Regionen mit mangelhafter Infrastruktur und schlechter medizinischer Versorgung statt. Auch das Infektionsrisiko einschließlich HIV ist deutlich höher als bei normalen touristischen Reisen.

Mit einer einfachen Reiseberatung und der Auffrischung von Impfungen ist es hier nicht getan, betonte Referentin. Vielmehr müssten die Organisationen, die solche Einsätze anbieten, dafür Sorge tragen, dass die zum Teil sehr blauäugigen Teilnehmer vor der Ausreise eine umfassende arbeits-, tropen- und reisemedizinische Beratung erhalten.

Verpflichtende Strukturen nach den geltenden Gesetzen für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit fehlen für Freiwilligendienste leider, beklagte die Kollegin. Oft bestehe die ganze Beratung nur aus der Versorgung mit den für das Gebiet empfohlenen Reiseimpfungen und der Verordnung einer Malariaprophylaxe. Das reicht aber nicht aus, bemängelte Dr. Kitz. Im Rahmen einer tropenmedizinischen Beratung sollten auch andere Tropenerkrankungen wie Dengue, Chagas oder Bilharziose thematisiert und auf entsprechende Schutzmaßnahmen hingewiesen werden.

Auf den Kontakt mit AIDS-Kranken vorbereiten

Die HIV-Infektion ist ein wichtiges Thema. Dazu gehört es, die jungen Menschen auf die Konfrontation mit AIDS-Kranken vorzubereiten, auch das Thema Sexualität sollte angesprochen und die Verfügbarkeit einer HIV-Prophylaxe (HIV-PEP) geklärt werden. Außerdem kann es sinnvoll sein, einen negativen HIV-Serostatus vor der Reise zu dokumentieren. Denn bei Entwicklungshelfern können HIV-Infektionen als Berufskrankheit anerkannt werden.

Unvergessliche Erfahrungen

Der Umgang mit Kriminalität und Gewalt sowie das erhöhte Unfallrisiko sollten ebenfalls thematisiert werden. Nicht unterschätzt werden dürfen die zahlreichen Stressfaktoren, die auf den Reisenden einwirken. Dazu gehört der normale „Kulturschock“, aber auch die oft erstmalige Konfrontation mit Armut, Mangel oder Katastrophen. Hinzu kommen die Diskrepanz zwischen den eigenen Erwartungen und der realen Arbeitssituation sowie ein oft chaotisches Arbeitsumfeld mit wenig Ruhezeiten.

Auch bei eher organisatorischen Fragen brauchen die Freiwilligen oft Unterstützung. Dazu gehören z.B.:
  • eine ausreichende Kranken- und Unfallversicherung, die auch in Risikogebieten gilt,
  • Informationen über Rettungs- und Behandlungsmöglichkeiten (vor Ort prüfen) sowie
  • Rückholdienst und Notfallplan (Telefonnummer 24h-Notfall-Hotline).
  • Außerdem sollten sich Freiwillige nach der Ankunft bei der Deutschen Botschaft melden, besonders wichtig ist dies bei Aufenthalten in Krisengebieten.
Bei ausreichender Vorbereitung und Betreuung vor Ort bieten die Auslandseinsätze aber auch große Chancen für die Freiwilligen, versicherte Dr. Kitz. Der Horizont wird durch diese Erfahrungen deutlich erweitert – die Menschen sind im positiven Sinne nicht mehr die gleichen wie vor der Reise.

Quelle: Kongressbericht, 20. Forum Reisen und Gesundheit