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Kein Urlaub ohne Impfpass!

Autor: Kathrin Strobel

Einige Länder verwehren die Einreise, wenn keine Gelbfieber­vakzinierung nachgewiesen werden kann. Einige Länder verwehren die Einreise, wenn keine Gelbfieber­vakzinierung nachgewiesen werden kann. © iStock.com/DETart21
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Bevorstehende Fernreisen sind eine gute Gelegenheit, den Impfstatus der Patienten zu überprüfen und sie über notwendige Maßnahmen aufzuklären. Denn oft fehlen neben den für den Urlaub benötigten Immunisierungen auch die ganz allgemein empfohlenen.

Grundsätzlich sollten alle Erwachsenen vor Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Masern, Mumps und Röteln geschützt sein. In den letzten Jahren wird zudem viel über die Influenza-Impfung diskutiert. Professor Dr. Tomas­ Jelinek­ vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin empfiehlt sie allen Menschen ab dem 60. Lebensjahr sowie Personen jeglichen Alters, die aufgrund von Vorerkrankungen oder Immunschwäche ein erhöhtes Komplikationsrisiko haben.

Typhus-Impfung kommt vor der Malariaprophylaxe

Eine Immunisierung gegen Pneumokokken rät er jedem über 60-Jährigen, allen Patienten, die sich in regelmäßiger stationärer oder ambulanter Kontrolle befinden, sowie denjenigen, die wegen einer anderen Erkrankung besonders gefährdet sind oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Der Reisemediziner zieht dabei den 13-valenten Konjugatimpfstoff der 23-valenten Polysaccharidvakzine vor – er sei effektiver. Der Schutz hält mindestens fünf Jahre.

Bei Reisen außerhalb von Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Japan ist eine Impfung gegen Hepatitis A angezeigt. Auch innerhalb Europas empfiehlt sich die Prophylaxe: bei Reisen östlich der Oder und südlich der Alpen. Bereits nach der ersten Dosis besteht Immunität. Die zweite nach mindes­tens sechs Monaten verlängert diese dann – auf mindestens 25 Jahre, eventuell sogar lebenslang.

Hepatitis B kommt weltweit vor. Die Übertragung erfolgt über Körperflüssigkeiten, allen voran Blut und Sperma. Das Infektionsrisiko für Kurzzeittouristen gilt als gering, Langzeittouristen, Geschäftsreisende oder besondere Risikogruppen schweben in größerer Gefahr. Nach zwei Injektionen im Abstand von mindestens vier Wochen und einer weiteren nach frühestens sechs Monaten besteht eine Grundimmunität. Das Serum wird meist mit dem gegen Hepatitis A kombiniert.

In Ländern mit niedrigem Hygienestandard hat Typhus abdominalis große Bedeutung. Die Übertragung von Salmonella typhi erfolgt via Nahrungsmittel oder durch Schmierinfektion. Die Schluckimpfung besteht aus drei Kapseln (an den Tagen 1, 3, und 5) und empfiehlt sich für alle Touristen, die unter einfachen Bedingungen in Endemiegebieten reisen oder sich länger in einer betroffenen Region aufhalten. Damit die Lebendvakzine wirken kann, erfolgt am besten zeitgleich keine Antibiotikatherapie oder Malariaprophylaxe. Der Impfschutz hält ca. drei Jahre an, zeigt sich aber nur in etwa der Hälfte der Fälle als effektiv.

Allen, die sich innerhalb bestimmter Gebiete Europas, Russlands oder Asiens viel in Wäldern und auf Wiesen herumtreiben, sollte man die Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis ans Herz legen. Sie schützt gegen alle Varianten des durch Zecken übertragenen Virus. Die Grundimmunisierung gelingt mit zwei Impfungen im Abstand von zwei Wochen. Nach frühestens neun Monaten steht die Folgeimpfung an. Auffrischungen sieht das Schema alle drei bis fünf Jahre vor – vermutlich hält der Schutz aber weit länger.

Die ausschließlich durch Säugetiere übertragene Tollwut verläuft unbehandelt immer tödlich. Die Erkrankung kommt nahezu weltweit vor, Impfstoffe sind oft Mangelware. Die präexpositionelle Tollwutimpfung empfiehlt sich daher für

  • Personen, die sich in Endemiegebieten aufhalten, in denen Tollwutimpfstoff und Hyperimmunglobulin nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen
  • Kinder, die in solche Regionen reisen
  • Angestellte im Labor, die mit infiziertem Material arbeiten
  • Menschen mit berufsbedingter Gefährdung in betroffenen Gebieten (z.B. Tierärzte, Zoologen)
  • medizinisches Personal mit engem Kontakt zu infizierten Patienten

Für die Grundimmunisierung wird standardmäßig an den Tagen 0, 7 und 21 geimpft. Nach einem Jahr sowie anschließend alle zwei bis fünf Jahre sollte man auffrischen – auch wenn ein einmaliger Booster vermutlich bereits eine lebenslange Prophylaxe bietet.

Reiseziel Asien? Japanischer Enzephalitis vorbeugen!

Nach präexpositioneller Absicherung sind im Falle eines entsprechenden Kontaktes dann nur noch zwei Auffrischimpfungen an den Tagen 0 und 3 nötig.

Die Japanische Enzephalitis stellt weltweit den häufigsten Vertreter viraler Enzephalitiden dar. Sie kommt ausschließlich in Asien vor, bereitet aber dort ernsthafte Probleme. Daher rät Prof. Jelinek allen Patienten, die eine Reise nach Asien planen, sich impfen zu lassen. Eine Grund­immunität besteht nach zwei Injektionen an den Tagen 0 und 7; die Auffrischung nach einem Jahr sorgt für etwa 14-jährigen Schutz.

Gegen Herpes zoster sollten alle Personen ab dem 50. Lebensjahr immunisiert sein. Die reisemedizinische Beratung bietet eine gute Gelegenheit, hierauf hinzuweisen, so Prof. Jelinek.

Pflichtimpfungen für die Einreise in einzelne Länder

Derzeit ist die Impfung gegen Gelbfieber die einzige, für die es seitens der Gesundheitsbehörden vieler Länder Vorschriften gibt. Ohne Nachweis keine Einreise – vor allem, wenn sie aus einem Endemiegebiet erfolgt. Bei Trips in betroffene Gebiete wird die Impfung dringend empfohlen. Saudi-Arabien verlangt die Meningokokken-Meningitis-Prophylaxe für bestimmte Personengruppen (z.B. Pilger). Eine Pflicht für die Impfung gegen Cholera besteht aktuell in keinem Land mehr. Der Nachweis wird nur noch in Einzelfällen verlangt.

Quelle: Jelinek T. Internist 2018; 59: 1255-1267