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Alle Schwangeren gegen Grippe impfen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Eine Vakzinierung ab dem zweiten Trimenon senkt das Erkrankungsrisiko des Säuglings um 71 %. Eine Vakzinierung ab dem zweiten Trimenon senkt das Erkrankungsrisiko des Säuglings um 71 %. © iStock/Jovanmandic
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Frauen mit Kinderwunsch sollten beizeiten ihren Impfstatus überprüfen und ergänzen lassen. Auch während der Schwangerschaft sind verschiedene Immunisierungen möglich. Die Grippevakzinierung z.B. ist für Mutter und Kind sicher und wirksam.

Impfungen gehören zu den effizientesten und kostengünstigsten Präventivmaßnahmen“, schreiben Professor Dr. Ulrich Heininger, Leiter der Abteilung für Pädiatrische Infektiologie und Vakzinologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel und Kollegen. Um eine ausreichende maternale Leihimmunität zu gewährleisten, sollte bereits vor Schwangerschaftseintritt geprüft werden, ob eine Frau alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Basisimpfungen erhalten hat. Impflücken – insbesondere gegenüber Masern, Röteln, Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Pertussis, Hepatitis B und Varizellen – sind optimalerweise präkonzeptionell zu schließen.

Das von der WHO in den 1970er-Jahren gestartete Tetanus-Impfprogramm erwies sich als erfolgreich: Die konsequente Impfung von Schwangeren führte zu einer deutlichen Senkung der globalen Krankheitslast des mit einer hohen Letalität verbundenen Neugeborenentetanus. Verbesserungsbedarf sieht Prof. Heininger hinsichtlich des Influenzaschutzes in Deutschland: 2014 lag die Durchimpfungsrate bei Schwangeren lediglich bei 11 %.

Angesichts des hohen Komplikationsrisikos der Grippeinfektion für Mutter und Kind sowie der eindrucksvoll belegten Sicherheit und Wirksamkeit der Vakzine in der Schwangerschaft (z.B. Senkung des Erkrankungsrisikos der Säuglinge im Alter von 0 bis 6 Monaten um 71 %) sollten sich alle werdenden Mütter ab dem zweiten Trimenon impfen lassen. Auch der Keuchhusten verläuft bei Neugeborenen und jungen Säuglingen häufig schwer und unter Umständen lebensbedrohlich. Die STIKO empfiehlt daher die Stärkung der Herdenimmunität in Form einer Aktualisierung des Impfschutzes aller engen Kontaktpersonen des Neugeborenen.

Eine Pertussis-Impfung während der Schwangerschaft – einige andere europäische Länder setzen diese bereits erfolgreich um – wird dagegen in Deutschland noch diskutiert. Aktuell beschäftigt sich die wissenschaftliche Forschung mit der Entwicklung maternaler Impfstoffe gegen das Respiratory Syncytial Virus (RSV) sowie gegen Streptokokken der Gruppe B – Erreger, die bei Neugeborenen und jungen Säuglingen schwere Atemwegs- bzw. invasive Infektionen hervorrufen können. Erste Studienergebnisse lassen auf eine gute Immunogenität und Verträglichkeit der Impfstoffe schließen.

Den Kindern trotzdem alle empfohlenen Vakzinen geben

Sowohl vor als auch während der Schwangerschaft kann der Impfschutz des Neugeborenen durch eine Vakzinierung der Mutter optimiert werden, schließt Prof. Heininger. Kinder, deren Mütter in graviditate geimpft wurden, sollten allerdings dennoch die von der STIKO empfohlenen Impfungen ohne Einschränkungen oder Modifikationen erhalten. 

Quelle: Heininger U et al. Monatsschr Kinderheilkd 2019; 167: 213-219