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Impfquoten Weg mit HPV-assoziierten Karzinomen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Die Kapsidstruktur eines humanen Papillomvirus im 3D-Modell. Die Kapsidstruktur eines humanen Papillomvirus im 3D-Modell. © Yabusaka – stock.adobe.com
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Ziel der WHO ist es, mit dem humanen Papillomvirus assoziierte Tumoren zu eliminieren. Mit verschiedenen Maßnahmen ließe sich die Impfquote erhöhen.

Die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) senkt nicht nur das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, sondern auch für benigne HPV-induzierte Läsionen wie Condylomata acuminata. Die WHO hat im Jahr 2020 die Elimination des Zervixkarzinoms als Gesundheitsziel festgelegt. Dafür ist eine Impfquote von über 90 % bei den 15-jährigen Mädchen nötig. Doch trotz steigender Quoten in den letzten Jahren waren mit Stand 2021 in Deutschland bislang nur etwa 54 % der 15-jährigen Mädchen und 25,5 % der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. 

Die STIKO empfiehlt, Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren gegen HPV zu impfen. Versäumte Impfungen können bis zum Alter von 18 Jahren nachgeholt werden. Da die derzeit verfügbaren Vakzinen ihre höchste Wirksamkeit entfalten, wenn noch keine HPV-Infektion vorliegt, sollte die Impfserie idealerweise spätestens vor dem ersten sexuellen Kontakt abgeschlossen sein. 

Probleme mit Sprache oder Termin zählen zu Hindernissen

Mögliche Hürden, die der Impfbereitschaft im Weg stehen können, sind unter anderem Schwierigkeiten mit der Terminvereinbarung, Arztwechsel bei Jugendlichen, Sprachbarrieren bei Migrationshintergrund, Angst vor Spritzen oder fehlendes Vertrauen in die Effektivität und Sicherheit der Impfung.

Um die Quoten zu steigern, nennt Dr. Herbert Grundhewer von der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit in einer Stellungnahme verschiedene Maßnahmen. Vielversprechend sind z.B. Aufklärungskampagnen in der Öffentlichkeit, die auf Familien mit Kindern ab neun Jahren abzielen. Im Vordergrund sollte das Argument „Schutz vor Krebs“ stehen. Auch Infoangebote in Schulen oder dort durchgeführte Impfprogramme können die Motivation fördern.  

Weiterhin betont Dr. Grundhewer, wie wichtig es ist, die HPV-Impfung bevorzugt jüngeren Kindern ab neun Jahren anzubieten. Eine gute Gelegenheit hierfür bietet z.B. die Vorsorgeuntersuchung U11, die im Alter zwischen neun und zehn Jahren vorgesehen ist. 

Bei älteren Kindern und Jugendlichen können neben der Vorsorgeuntersuchung J1 auch andere Anlässe wie die Jugendarbeitsschutzuntersuchung oder eine reisemedizinische Beratung genutzt werden, um eine Impfserie zu beginnen oder abzuschließen. Idealerweise vereinbart man sofort nach der ersten Dosis den nächsten Termin für die zweite Dosis. Um sicherzustellen, dass Folgeimpfungen wahrgenommen werden, empfiehlt sich darüber hinaus eine Erinnerung (Recall) durch die impfende Praxis. Mit einer sorgfältigen digitalen Dokumentation und digitalen Impfkalendern kann der anfallende Arbeitsaufwand möglichst gering gehalten werden. 

Generell haben Ärzte den größten Einfluss und sollten immer aktiv über die Impfung aufklären. Idealerweise kennen sie auch mögliche Falschinformationen aus sozialen Medien und können sie ausräumen.

Quelle: Grundhewer H. Monatsschr Kinderheilkd 2024; 172: 60-69; DOI: 10.1007/s00112-023-01857-w