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Asthma Welche Komorbiditäten besonders schwer wiegen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Asthma kommt manchmal auch mit Begleiterkrankungen daher - die Behandlung sollte dann individuell erfolgen. Asthma kommt manchmal auch mit Begleiterkrankungen daher - die Behandlung sollte dann individuell erfolgen. © cherryandbees – stock.adobe.com
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Verschiedene Begleiterkrankungen können die Kontrolle eines Asthma bronchiale deutlich erschweren. Wichtig ist deshalb, sie zu kennen und beim individuellen Asthmamanagement zu berücksichtigen.

Bei Patienten mit Asthma bronchiale kommt eine Reihe von Komorbiditäten häufiger vor als in der übrigen Bevölkerung. Dazu zählen v.a. Rhinitis, Rhinosinusitis, Adipositas, Schlafstörungen, gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), COPD und psychische Erkrankungen. Asthmapatienten mit Komorbiditäten erleiden mehr Exazerbationen, haben insgesamt eine schlechtere Asthmakon­trolle und Lebensqualität als Asthma­tiker ohne andere Erkrankungen. Einige Begleiterkrankungen steigern zudem die asthmabedingte Mortalität.

Unklar war bislang, wie stark die Assoziation zwischen den einzelnen Erkrankungen und Asthma angesichts der Prävalenz in der Gesamtbevölkerung ist. Prof. Dr. ­Paola ­Rogliani, Universität Tor Vergata in Rom, und Koautoren stellten deshalb im Rahmen einer großen Meta­analyse erstmals für verschiedene Komorbiditäten paarweise Vergleiche zwischen Asthmatikern und Nicht-Asthmatikern an. Grundlage waren die Daten aus 33 Beobachtungsstudien mit mehr als 5,5 Millionen Individuen. Für ihre Berechnungen zogen die Forscher die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung (Odds Ration, OR) heran und berechneten deren Assoziation mit Asthma anhand der Effektstärke. Letztere bestimmten sie mittels der ­Cohen’s-d-Methode. Die Cut-offs lagen bei d = 0,2, 0,5 und 0,8.

Eine sehr starke Assoziation mit Asthma (d > 0,8) fanden die Forscher für COPD (OR 6,23) und andere chronische respiratorische Erkrankungen (OR 12,85). Stark (d > 0,5–0,8) war sie für allergische Rhinitis (OR 4,24), allergische Konjunktivitits (OR 2,63), Bronchiektasen (OR 4,89), hypertensive Kardiomyopathie (OR 4,24) und nasale Kongestion (OR 3,30). 

Mittelstark zeigte sich die Assoziation hinsichtlich chronischer Sinusitis, Allergien, Psoriasis, Herzinsuffizienz, Hypertonie, kardiovaskulärer Erkrankungen, pulmonaler Hypertonie, Adipositas, chronischer Kolitis, Obstipation, Divertikulose, Reizdarmsyndrom, Magengeschwüren und Arthritis. Auch zu Alzheimer-Demenz, Angst­erkrankungen, Depression und Migräne war sie nur moderat. 

Nur ein schwacher Zusammenhang bestand zwischen Asthma und Pneumonie, Dermatitis, Rheuma, Lungenembolie, KHK, Schlaganfall, Diabetes, Dyslipidämie, Schilddrüsenerkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Virushepatitis und Osteoporose. Dasselbe galt für Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Essstörungen, Blindheit oder Taubheit, Epilepsie und Lernstörungen.

Erstaunlicherweise waren mit schwerem Asthma weniger Komorbiditäten verbunden als mit Asthma insgesamt. Lagen jedoch welche vor, war die Assoziation stärker. Dies könnte daran liegen, dass nicht an allen Studien auch Patienten mit schwerem Asthma teilnahmen, mutmaßen die Autoren. Eine korrekte Diagnose von potenziellen Komorbiditäten ist ihrer Ansicht nach nicht nur bei Patienten mit schwerem Asthma erforderderlich. Sie sollte bei allen Patienten erfolgen, um das Asthmamanagement individuell gestalten und optimieren zu können.

Quelle: Rogliani P et al. Eur Respir Rev 2023; 32: 220202; DOI: 10.1183/16000617.0202-2022