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Lungenkarzinom Welche Therapien helfen gegen Angst und Depression?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Ein Forscher:innenteam untersucht, mit welchen psychologischen Interventionen Lungenkrebspatient:innen am besten geholfen werden kann.
Ein Forscher:innenteam untersucht, mit welchen psychologischen Interventionen Lungenkrebspatient:innen am besten geholfen werden kann. © Thongden_studio – stock.adobe.com
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Lungenkrebs hat trotz aller Fortschritte in Diagnostik und Therapie nach wie vor eine schlechte Prognose. Angesichts dessen leiden viele Betroffene unter Ängsten und Depressionen. Mit welchen psychologischen Interventionen man diesen Menschen am besten helfen kann, untersuchte ein chinesisches Forscher:innenteam.

Lungenkrebs steht weltweit auf Platz Eins der krebsbedingten Todesursachen, berichtet ­Dongling Yuan von der Central South University, Changsha. Die mit der Erkrankung verbundenen langwierigen Behandlungen sowie das hohe Rezidiv- und Sterberisiko stellen für die Erkrankten eine psychische Dauerbelastung dar. Zwischen 15 % und 44 % der Lungenkrebspatient:innen leiden unter schweren Depressionen und Angststörungen, welche wiederum die Behandlungscompliance und das Therapieergebnis beeinträchtigen. Verschiedene psychologische Therapiestrategien können den Betroffenen nachweislich helfen, so Yuan weiter. Unklar bleibt allerdings, welche Behandlungen am besten wirken. Diese Fragestellung beleuchtete er nun gemeinsam mit weiteren chinesischen Wissenschaftler:innen mithilfe einer Bayesischen Netzwerk-Metaanalyse: Diese erlaubt den Vergleich verschiedener Therapieansätze, die zuvor in getrennten randomisierten Studien getestet worden waren.

Netzwerk-Metaanalyse von 23 randomisierten Studien

Mittels systematischer Literaturrecherche identifizierten die Forschenden 23 randomisierte kontrollierte Untersuchungen, an denen insgesamt 2.221 Frauen und Männer mit einem Lungenkarzinom teilnahmen. In diesen Studien wurden 13 verschiedene psychologische Techniken jeweils gegen eine Kontrollintervention geprüft. Die Auswirkungen auf depressive Symptome und Angstgefühle waren mithilfe validierter Fragebogen objektiviert worden. Unter anderem flossen folgende psychologische Behandlungsstrategien in die Meta­analyse ein: 

  • Body-Mind-Spirit-Therapie 
  • Achtsamkeitstherapie
  • positive psychologische Interventionen
  • Musiktherapie
  • kognitive Verhaltenstherapie
  • Großzügigkeitstherapie
  • Wellnessschulungen
  • duale psychosoziale Intervention
  • Sandspieltherapie
  • Supportivtherapie
  • Verhaltenstherapie 
  • würdezentrierte Therapie

So funktioniert’s

Die Supportivtherapie ist eine patient:innenzentrierte Intervention, bei welcher Therapeut:innen unterstützend auf die Betroffenen einwirken. Sie basiert auf der Theo­rie, dass alle Menschen prinzipiell Fähigkeiten zur Stressbewältigung besitzen, auf welche sie jedoch angesichts einer akuten Belastungssituation nicht zurückgreifen können. Die Aufgabe der Supportivtherapie liegt daher darin, diese Coping­strategien sowie soziale Ressourcen für die Patient:innen nutzbar zu ­machen.

Supportivtherapie am wirksamsten

Das Ergebnis der gepoolten Datenanalyse: Sowohl die Ängste der Krebskranken als auch ihre depressiven Gefühle sprachen am besten auf die Supportivtherapie an. In der Cluster-Ranking-Analyse zur Angstlinderung bildeten neben dieser Behandlungsform die Sandspiel- und die Musiktherapie die Top Drei der Psychotherapien. In Bezug auf die Depression erwiesen sich die würdezentrierte und die Sandspieltherapie als Alternativen. Offenbar eignet sich die Supportivtherapie am besten dazu, negative Emotionen von Lungenkrebskranken zu lindern, so das Fazit der Forschenden.

Quellen:
Yuan D et al. BMJ Support Palliat Care 2022; DOI: 10.1136/spcare-2022-003808